Blog

Menschen statt Profit!

Zivilgesellschaftliche Perspektiven zu Tourismus und Klimawandel


"Die Tourismuswirtschaft muss sofort handeln, um ihre Emissionen zu reduzieren und einen breiten Paradigmenwechsel von allein gewinnorientierten Strategien hin zu Strategien vorzunehmen, die sich an den Menschen orientieren." So heißt es in einem Positionspapier, das zivilgesellschaftliche Gruppen und Organisationen anlässlich der Klimaverhandlungen der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC) vom 29. September bis 9. Oktober 2009 in Bangkok entwickelt haben. Die Aktivisten erhoben ihre Stimme angesichts der Notlage von Gemeinschaften, die schon heute von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Ihre kreativen Veranstaltungen stießen auf das Interesse der Medien und stärkten die Solidarität unter den verschiedenen Gruppen, die im Vorfeld der 15. Vertragsstaatenkonferenz der UNFCCC im Dezember in Kopenhagen über Monate hinweg entstanden war.

Forderung nach Klimagerechtigkeit

Unter dem Dach der "People's Action on Climate Change (PACC)" organisierte die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) einen Workshop unweit des Veranstaltungsortes der UN-Konferenz. In den Präsentationen ging es um die Verbindungen zwischen Tourismus, Klimawandel und Landrechten, Wasserknappheit, Energie und Ressourcennutzung sowie die Nutzung von Agro-Treibstoffen im tourismusbedingten Verkehr. Allen Präsentationen gemeinsam war die Forderung nach Klimagerechtigkeit und, dass die Tourismuswirtschaft ihre Emissionen auf faire und gerechte Weise reduzieren müsse.

Eine eintägige Konferenz zu Klimawandel und Klimagerechtigkeit, die von PACC-Mitgliedern organisiert wurde, sollte Basisgruppen ein Forum bieten. Tourismus­kritische Organisationen riefen die Reisebranche dazu auf, Verantwortung zu übernehmen und Menschen statt Profite ins Zentrum ihrer Aktivitäten zu rücken. Die Erklärung der PACC nannte den Tourismus als eine der Herausforderungen im Zusammenhang mit dem Klimawandel.

Süd-Konsultation

ECOT organisierte eine "Süd-Konsultation", die wertvolle Einsichten in verschiedene Problemfelder im Zusammenhang mit Klimawandel und Tourismus gab. Die Teilnehmenden entwickelten ein Positionspapier, in dem die Menschen, die vom Klimawandel am stärksten betroffen sind, im Mittelpunkt stehen. In dem Dokument wird die Tatsache betont, dass noch immer keine verbindlichen Maßnahmen bezüglich der Emissionen aus dem Flug- und Schiffsverkehr getroffen wurden und dass nun in den neuen UN-Abkommen der Beitrag des Tourismus zu den Klimagas-Emissionen und damit zum Klimawandel berücksichtigt werden müsse.

Die Verfasser des Positionspapiers bestehen darauf, dass man sich nicht länger hinter "falschen Lösungen" verstecken dürfe. Markt-basierte Mechanismen und falsche Lösungen des Klimaproblems, wie der Clean Development Mechanism (CDM, Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung), REDD (die Reduktion von Emissionen aus Entwaldung und der Schädigung von Wäldern), Agro-Treibstoffe und der Emissionshandel seien nicht akzeptabel. Angesichts der dramatischen Zunahme der Erderwärmung, von der im letzten Sachstandsbericht des Weltklimarates die Rede ist, müssen die Industrieländer ihre Emissionen innerhalb ihrer eigenen Länder reduzieren. Für den Tourismus werden andere Wege vorschlagen: "Der Klimaschutz im Tourismus erfordert eine bedeutende Veränderung der gegenwärtigen Formen des Massentourismus und ein ernsthaftes Engagement der Regierungen zu diesem Problemfeld, um den Klima-Fußabdruck des Tourismus zu verringern. Ein klein angelegter, fairer, gerechter und partizipativer Tourismus, der die Menschen in den Mittelpunkt stellt, sollte sehr viel mehr Aufmerksamkeit erhalten", heißt es in dem Positionspapier.

Die endgültige Version des Positionspapiers wurde am 10. Dezember 2009 auf einer Veranstaltung in Kopenhagen anlässlich der 15. Vertragsstaatenkonferenz der UNFCCC vorgestellt. ECOT und andere tourismuskritische Gruppen diskutierten auf dieser Veranstaltung die klimapolitischen Herausforderungen für den Tourismus u.a. mit Vertretern der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen.

Weitere Informationen: www.ecotonline.org

Amélie Vignaud ist Koordinatorin im Bereich Kommunikation und Forschung bei der Ecumenical Coalition On Tourism (ECOT).

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp

(4.368 Anschläge, 63 Zeilen, Dezember 2009)