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Kuelap/Peru: Anwohner organisieren sich

Der Kampf um Grundrechte und Schutz des kulturellen Erbes geht weiter


Der Kampf der Anwohner des historischen Komplexes Kuelap in Peru für ihre Grundrechte und zum Schutz ihres kulturellen Erbes ist in eine neue Phase eingetreten. Anfang Januar reisten Vertreter der "Gesellschaft zur Verteidigung und Entwicklung Kuelaps" ("Asociación para la Defensa y Desarrollo de Kuelap", ADDK) aus Lima in die peruanische Provinz Amazonas, um Aktionen zum Schutz der lokalen Gemeinden zu organisieren.

Zuvor hatten die Mitglieder von ADDK die Projekte zur touristischen Entwicklung der Provinz Amazonas und speziell Kuelaps gründlich analysiert. Die Ergebnisse stellten sie nun der Bevölkerung Kuelaps vor. Die Bauern waren überrascht, denn sie hatten keinerlei Kenntnis von den Projekten, die auf ihren Grundstücken und mit ihrem kulturellen Erbe geplant sind. Ihre Empörung wuchs, als sie erfuhren, daß den Behörden des "Nationalen Kulturinstituts" ("Instituto Nacional de Cultura", INC) diese Pläne bekannt waren, sie die Bevölkerung jedoch nicht darüber informiert hatten. Zu keinem Zeitpunkt waren die Anwohner gefragt worden, oder gar um ihre Zustimmung gebeten worden zu dem, was mit ihnen und ihrem Land geschehen soll. In voller Kenntnis der Situation organisierten sie sich nun in einem Komitee zur Verteidigung und Entwicklung ("Comité de Defensa y Desarrollo"), um die archäologische Stätte, die zusammen mit ihren Grundstücken verkauft werden soll, zu verteidigen, und um den ständigen Verletzungen ihrer Grundrechte durch die Behörden Einhalt zu gebieten.

Da die Situation am Ort ziemlich angespannt ist, gehören Drohungen und Übergriffe der Behörden zum Alltag der leidgeprüften Bauern. Im November 2000 drang die Direktorin des INC, Rocio Paz, in Begleitung von Polizei und anderen Behördenvertretern ohne Erlaubnis in die Wohnungen und Anbaugebiete der Bauern ein, um die ersten der geplanten Enteignungen vorzunehmen. Dabei gingen sie auch gewaltsam gegen eine Anwohnerin vor, die im vierten Monat schwanger war. Der Fall wurde durch die Menschenrechtsorganisation "Asociación Pro Derechos Humanos" zur Anzeige gebracht, die Garantien zum Schutz der betroffenen Anwohner forderte.

Im selben Monat vernichtete ein mysteriöser Brand Felder und Waldgebiete in Kuelap. Die Behörden beschuldigten die Eigentümer der verbrannten Gebiete, die Brände selbst gelegt zu haben. Diese Anschuldigung ist jedoch völlig abwegig, denn die Anwohner würden kaum ihre eigenen Felder niederbrennen, da diese ihr einziges Einkommen darstellen. Zudem war der Friedhof des Ortes mitbetroffen, auf dem ihre Vorfahren ruhen.

ADDK organisierte weitere Informationsveranstaltungen in den Nachbardörfern Maria, Cuchapampa und Quizango, wo die Bauern über die touristischen Vorhaben ebenfalls überrascht und empört waren. Auch sie organisierten sich, um sich zu schützen. Die Arbeit endete in der Provinzhauptstadt Lamud, wo dank des Bürgermeisters Horacio Baella die Bewohner zusammengerufen und informiert wurden. In dieser Stadt gab es bereits ein "Komitee zur Verteidigung, Förderung und Entwicklung der eigenen Kultur und Umwelt" ("Comité de Defensa, Promoción y Desarrollo del Patrimonio Cultural y Natural"). Die Bevölkerung und Behörden brachten ihre einstimmige Ablehnung der touristischen Projekte zum Ausdruck, die ohne ihr Wissen beschlossen worden waren. Auf seiner Generalversammlung beschloß das Komitee von Lamud den Beitritt zur ADDK und verpflichtete sich zur Zusammenarbeit.

Trotz des touristischen Aufkommens ist die Bevölkerung in dieser Region extrem arm. Fast alle Kinder sind chronisch unterernährt und leiden unter Atemwegserkrankungen. Aber die Bevölkerung ist wachgerüttelt. In den über 50 Dörfern der gesamten Provinz werden Verteidigungskomitees gegründet, um gemeinsam gegen die Privatisierung der wichtigsten archäologischen Stätte, der Festung Kuelap, zu kämpfen und sich für den Fortschritt in ihren Dörfern einzusetzen.

Rodrigo Ruiz Rubio ist Präsident von ADDK

(3.749 Anschläge / 42 Zeilen, März 2001)

Vgl. auch TW 21