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Kein Kinderspiel

Migration, Kinderarbeit und Ausbeutung in Thailand und Kambodscha


In der Mekong-Region ziehen viele Burmesen und Kambodschaner auf der Suche nach Arbeit nach Thailand. Ohne legalen Aufenthaltsstatus ist es schwieriger, dort gut bezahlte, qualifizierte Arbeit zu finden. Der Ausweg ist oft die Arbeit auf dem Bau. Die Unterkünfte sind dürftig. Zwar können die Burmesen ihren Kindern in einigen Fällen in Lernzentren Schulunterricht ermöglichen, doch der wird unterbrochen, wenn die Bauarbeiten anderswo weitergehen. Oft sind die Eltern als Migranten von ihren Kindern getrennt, zum Beispiel wenn die Kinder in Burma zurückgelassen werden.

Viele der Kinder, die Kambodscha verlassen, landen in den Straßen von Bangkok und nach einiger Zeit als Straßenhändler oder Bettler schließlich in der Sexindustrie. Das Ausmaß der Kinderarbeit in Thailand ist in den vergangenen Jahren zurückgegangen, doch es bleibt ein Problem, insbesondere für Migrantenkinder. Sextourismus ist weit verbreitet. Nachdem Thailand eine Reihe von Maßnahmen ergriffen hat, um mit dem Problem umzugehen, gibt es Anzeichen dafür, dass sich das benachbarte Kambodscha nun zu einem neuen Tummelplatz für Kindersextouristen entwickelt.

Migration gibt es auch in Kambodscha, aber eher innerhalb des Landes. Siem Reap ist ein wichtiges Touristenzentrum, wo viele hingehen, um dort nach Arbeit zu suchen. Doch letztlich verdienen sie dort weniger als in Thailand, die Arbeitsbedingungen sind gesundheitsgefährdend und die Arbeitsplätze nicht sicher. Kinderarbeit scheint in Kambodscha sogar noch verbreiteter zu sein. Es gibt eine ständige Nachfrage nach Dienstleistungen, die von Kindern erbracht werden, insbesondere wo Touristen sind, zum Beispiel in der Nähe der Tempel von Angkor Wat.

Straßenkinder sind eine besonders gefährdete Gruppe, denn sie sind Kinderschändern, Drogen, Bettelei und Kinderarbeit ausgesetzt. Sie verkaufen Blumen, Postkarten und Getränke. Manchmal sind es sogar die Eltern, die ihre Kinder ermutigen oder zwingen, in den Straßen zu betteln oder etwas zu verkaufen.

Kindersextourismus in Kambodscha

Geschätzte 40.000 bis 100.000 Kambodschanerinnen und Kambodschaner haben mit Prostitution zu tun. Nach Schätzungen von UNICEF sind 30 bis 35 Prozent davon Kinder. Selia Samleang, Länderdirektorin bei APLE (Action pour les Enfants) sagt, dass der Kindersextourismus in Kambodscha zunehme, viele Fälle aber nicht aufgedeckt würden. Die Kindersextouristen in Kambodscha sind Pädophile, Gelegenheitstäter, Ausländer, die sich für längere Zeit im Land aufhalten, oder Männer auf der Suche nach Jungfrauen. Viele von ihnen kommen nicht aus dem Westen, sondern sind Chinesen oder Südkoreaner.

Die internationale Kinderrechtsorganisation ECPAT führt die Ausbreitung des Kindersextourismus auf die niedrigen Kosten einer Reise nach Kambodscha und auf die Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation der einheimischen Bevölkerung zurück. Da es in der kambodschanischen Kultur nicht akzeptiert wird, dass ein Kind zu einem Erwachsenen nein sagt, sind Kinder leicht auszubeuten. Die Opfer von Kindersextourismus oder Kinderhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung sind besonders anfällig für HIV/AIDS-Infektionen.

Kambodscha ist Herkunfts-, Transit- und Zielland von Kindern, die Opfer von Kinderhandel, Zwangsarbeit und sexueller Ausbeutung sind. Es ist üblich, dass kambodschanische Kinder in andere Länder der Region auswandern – vor allem nach Thailand und Malaysia, aber auch nach Singapur, Vietnam und Südkorea.

Außerdem werden viele junge vietnamesische Mädchen, insbesondere aus dem Süden Vietnams, zum Zweck der sexuellen Ausbeutung nach Phnom Penh und in andere Tourismusdestinationen verkauft. Sie sollen in Fabriken, Restaurants und anderen Wirtschaftszweigen arbeiten. Innerhalb des Fischerei- oder Bausektors, der Nahrungsmittelindustrie oder der Landwirtschaft werden viele jedoch Opfer von sexueller Ausbeutung, Sklaverei in Haushalten, Schuldknechtschaft oder Zwangsarbeit.

Das People Center for Development and Peace (PCDP) in Phnom Penh hat festgestellt, dass der Alkoholkonsum in Touristengegenden höher ist, als in anderen Teilen Kambodschas. Mehr Jugendliche haben mit Gewalt zu tun. Erhöhter Alkoholkonsum unter Arbeitern führt zu häuslicher Gewalt, die Auswirkungen auf die Kinder in den betroffenen Familien hat. Tourismus, Alkohol, Drogen und sexuelle Ausbeutung hängen eng miteinander zusammen.

Die Tourismusbranche arbeitet in sehr schwierigen Regionen, die vor gewaltigen Herausforderungen stehen. Um damit umzugehen, braucht es ganzheitliche Ansätze für Kinderrechte und die Zusammenarbeit zwischen verschienen Akteuren und Organisationen, um sicherzustellen und zu zeigen, dass die Rechte der Kinder vollumfänglich respektiert werden.

Catrin Rosquist ist Forscherin beim Fair Trade Center in Schweden. Das Fair Trade Center ist eine Nichtregierungsorganisation, die sich für einen ethischen Handel mit Ländern mit niedrigem Einkommen einsetzt. Dieser Beitrag basiert auf Auszügen aus dem Bericht "No child’s play. Respect for children’s rights at tourist destinations: Examples from Thailand, Cambodia & South Africa", den das schwedische Netzwerk Schyst Resande im November 2013 veröffentlicht hat.

Weitere Informationen:www.schystresande.se

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp

(4.669 Zeichen, Dezember 2013)