(September 2008) Tourism Watch und andere tourismuskritische Organisationen haben sich im Juli zusammen mit Klima- und Umweltschutzorganisationen in einem Brief an den Generalsekretär der Welttourismusorganisation (UNWTO), Francesco Frangiali, gewandt. Sie kritisieren, dass die UNWTO einen Emissionskalkulator bei Flugreisen empfiehlt, der nur einen Teil der anfallenden klimaschädlichen Emissionen berechnet. Die Kritiker warnen davor, dass mit diesem Rechner ein Emissionsdumping betrieben werde und die UNWTO das Renomeé, das sie als UN-Institution besitzt, aufs Spiel setzt, indem sie sich stärker an Interessen von Airlines und Tourismusindustrie orientiert, anstatt am aktuellen wissenschaftlichen Stand der Klimaforschung.
Der von der UNWTO empfohlene Emissionsrechner berücksichtigt beispielsweise nicht den RFI-Faktor, der eingerechnet wird, um die zusätzlichen Emissionen, die in steigender Höhe auftreten, mit einzubeziehen. Der 'Weltklimarat' empfiehlt einen RFI-Faktor zwischen 1,9 und 4,7 mit dem der berechnete Kohlendioxid-Ausstoß multipliziert werden muss, um eine realistische Menge der klimaschädigenden Gase zu berechnen. Die UNWTO hält sich nicht an diese Empfehlungen des renommierten Wissenschaftlerrats, sondern orientiert sich an einer Methode, die von der International Civil Aviation Organization (ICAO) entwickelt wurde und die der Dachverband der Fluggesellschaften (IATA) seinen Mitgliedern empfiehlt. Die unterzeichnenden Organisationen, unter ihnen auch die EED Tourism Watch, fordern von der UNWTO, den aktuellen wissenschaftlichen Standard anzuerkennen, die "Klimawahrheit" auszusprechen und kein "green-washing" zu betreiben. In Ihrem Antwortschreiben erkennt die UNWTO den RFI-Faktor einerseits als „potenziell aussagefähig" an.
Die Tatsache allerdings, daß der ‚Weltklimarat' als Bandbreite einen Faktor zwischen 1,9 und 4,7 vorgibt, ist für die UNWTO laut ihrem Generalsekretär Francesco Frangialli Anlass, „wegen divergierender wissenschaftlicher Meinungen" gänzlich auf einen RFI Faktor zu verzichten. Gleichzeitig beklagt die Welttourismusorganisation in dem Schreiben die Fülle an verschiedenen Berechnungsmethoden. Deshalb betrachte sie es als ihr Anliegen, in Zusammenarbeit mit Experten, einen eigenen methodischen Standard zu schaffen. EED Tourism Watch wird das weitere Vorgehen beobachten und im kritischen Dialog mit der UNWTO, der Reisewirtschaft und auch der deutschen Regierung bleiben. Die Bundesregierung, die einen RFI Faktor von 3 unterstützt, ist Mitglied der UNWTO. Tourism Watch hat das zuständige Wirtschaftsministerium gebeten, seinen Einfluß bei der UNWTO geltend zu machen und eine wissenschaftlich seriöse Emissionsberechnung einzufordern. Zahlreiche Nichtregierungsorganisationen werden auch beim Welttourismustag am 27. September in Peru ihre Kritik an der Verfahrensweise der UNWTO bekräftigen.