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ITB 2012 in Berlin - Tourism Watch berichtet


ITB 2012 in Berlin - Tourism Watch berichtet

Mit der Messepräsenz auf der 46. Internationalen Tourismusbörse (ITB) vom 7.-11. März 2012 in Berlin ist die Arbeitsstelle Tourism Watch überaus zufrieden. Zusammen mit den Partnern TourCert und ECPAT Deutschland gestaltete Tourism Watch in diesem Jahr einen gemeinsamen Stand in Halle 4.1. Dass dies die netzübergreifende Arbeit untereinander und auch den Dialog mit den Messebesuchern förderte, darüber waren sich die drei Organisationen einig. Auf viele Anfragen von Fachbesuchern, Journalisten und Interessierten zu den Themen Faires Reisen, Menschenrechte, Zertifizierungen und Kinderschutz konnte umfassend und arbeitsteilig eingegangen werden. Dem Hallenpublikum in 4.1 präsentierten sich unter der Namen „Trends und Events“ eine Vielzahl an Spezialreiseveranstaltern (darunter auch das forum anders reisen), NGOs und sonstigen Ausstellern, die mehrheitlich in größeren oder kleineren Nischen für nachhaltigen und verantwortlicheren Tourismus als Veranstalter, Destination oder NGO engagiert sind.

Im Zentrum  des Messeauftritts von Tourism Watch stand am Mittwochnachmittag die Podiumsdiskussion zum Thema „Rechte für Menschen – Regeln für Unternehmen“ mit Vertretern aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft. Unter der Moderation von Stefanie Flamm (Die ZEIT) diskutieren Andreas Müseler (DRV), Christoph Strässer (MdB, SPD), Jürgen Klimke (MdB, CDU), Mechtild Maurer (ECPAT Deutschland), Miriam Saage-Maaß (ECCHR), Pedro Ortún Silván (Europäische Kommission) und Volker Beck (MdB, BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN) über Staatenpflichten und die „besondere Sorgfaltspflicht“ (menschenrechtliche due diligence) von Reiseveranstaltern u.a. Unternehmen im Tourismus.

Dass sich Tourism Watch direkt den ersten Messetag ausgesucht hatte, um eines seiner Schwerpunktthemen, die Debatte Menschenrechte und Tourismus, aufzugreifen, erwies sich als besonders wertvoll. So kam eine spannende Diskussion auf, in der es um die Frage nach Freiwilligkeit oder der Notwendigkeit von staatlichen Regulierungen in Bezug auf soziale und menschenrechtliche Unternehmensverantwortung (CSR) im Tourismussektor ging. Für Tourism Watch war dies eine weitere wichtige Veranstaltung im Rahmen der tourismuspolitischen Arbeit. Mochte die Verknüpfung von Menschenrechten und Tourismus für viele neu sein, so hat die Arbeitsstelle bereits seit einigen Jahren mit Veranstaltungen, Veröffentlichungen und einem umfassenden, international abgestimmten Forderungspapier, bei Anhörungen und in Stellungnahmen dazu beigetragen, dass neben freiwilliger CSR eine stärker menschenrechtliche Ausrichtung und auch die Frage staatlicher Rahmensetzungen in Politik und Tourismuswirtschaft diskutiert werden.

Im Anschluss an die Podiumsdiskussion erfolgte die Verleihung der Zertifikate „CSR tourism certified" an Reiseveranstalter und Reisebüros durch die unabhängige Zertifizierungsgesellschaft TourCert. Die Laudatio hielt Prof. Klaus Töpfer. Dass erstmals auch Reisebüros das Nachhaltigkeitssiegel verliehen bekamen, macht deutlich, dass das Thema Nachhaltigkeit einschließlich entsprechender Beratungskompetenz ganz praktisch in der Tourismuswirtschaft angekommen ist.

Gemeinsam mit Vertretern und Vertreterinnen befreundeter Organisationen, Kooperations- und Netzwerkpartnern und interessierten Messebesuchern fand der erste Messetag bei einem Networking Cocktail einen kommunikativen schönen Ausklang.

Im Rahmen des CSR-Tages auf der ITB wirkte Tourism Watch an einem weiteren Podiumsgespräch mit: Zusammen mit dem Vorsitzenden des Tourismusausschusses des Deutschen Bundestages, Klaus Brähmig (CDU), dem Vorsitzenden des Deutschen Reiseverbandes (DRV), Jürgen Büchy Studiosus-Geschäftsführer Peter-Mario Kubsch (Studiosus) und dem Menschenrechtsbeaufragten der Bundesregierung, Markus Löning, diskutierte der Leiter der Arbeitsstelle, Heinz Fuchs, im Rahmen des Studiosus-Gesprächs über Forderungen und Möglichkeiten zur Umsetzung von Menschenrechten im Tourismus und die Rolle die Reiseveranstalter dabei einnehmen sollten.

Auch wenn die ersten engagierten Unternehmen dabei sind, im Rahmen ihrer CSR Aktivitäten menschenrechtliche due diligence Konzepte zu entwickeln, wird Tourism Watch weiterhin dazu beitragen, damit das Thema, insbesondere unter dem Aspekt von Berichts- und Transparenzpflichten für Unternehmen, auf der Agenda von Politik und Reisewirtschaft bleibt.

(Heinz Fuchs & Corinna Rach)