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Israel, Pilgertourismus und Palästina

Anregungen für Pilger und Reiseveranstalter


Im Interesse der "Gerechtigkeit für alle" ruft die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) Pilger sowie Reiseveranstalter als Organisatoren von Pilgerreisen dazu auf, diese Reisen nicht von den Lebenszusammenhängen - der Situation der palästinensischen Bevölkerung - abzukoppeln.

ECOT bittet Pilger eindringlich, bei der Planung von Besuchen im Heiligen Land die folgenden Fragen und Anliegen ernsthaft in Betracht zu ziehen:

  • Wer kontrolliert letztlich tatsächlich den Tourismus in Palästina? Besucher können nicht frei nach Palästina reisen. Das Visum, das man braucht, um nach Palästina einzureisen, wird von israelischen Behörden ausgestellt. Deren mangelndes Feingefühl gegenüber Personen, von denen sie meinen sie hätten Verständnis für das palästinensische Volk, ist bekannt und dokumentiert.
  • Welche Art von Besuchen der heiligen Stätten in Palästina, wie z.B. der Geburtskirche, ist überhaupt erlaubt? Ist es zu rechtfertigen, dass die Pilger in israelischen Bussen und Fahr­zeugen nach Palästina hinein und wieder herausgekarrt werden, ohne dass dabei wirklich die Möglichkeiten besteht, mit der einheimischen palästinensischen Bevölkerung in Kontakt zu kommen, während den Einheimischen zugleich der Zugang zu Einnahmen aus dem Tourismus verwehrt bleibt?
  • Warum werden die Reisen so arrangiert, dass die Pilger schließlich in israelischen Unter­künften untergebracht sind und ihnen davon abgeraten wird, in palästinensischen Hotels zu übernachten - zum Nachteil der palästinensischen Wirtschaft? Dies zeigt, wie schwierig es ist, längere Aufenthalte in Palästina zu organisieren. Solche Aufenthalte aber würden es erst ermöglichen, die Realität, Geschichte und Kultur des palästinensischen Volkes zu verstehen und beurteilen zu können. So könnte der Tourismus dazu genutzt werden, an den derzeitigen Ungerechtigkeiten etwas zu ändern (vgl. Verhaltenskodex für Tourismus im Heiligen Land im TW 53, Anhang)
  • Wie verlässlich sind die Informationen und Ratschläge, die die Pilger von israelischen Tourismusanbietern über die Menschen in Palästina bekommen? Werden negative Klischeevorstellungen von den Palästinensern und Arabern dadurch noch verstärkt?
  • Angesichts der Art und Weise, wie der Tourismus derzeit von der israelischen Regierung reguliert wird, müssen sich Pilger die Frage stellen, ob ihre Pilgerreise womöglich dazu dient, die politische und wirtschaftliche Herrschaft Israels zu stärken, auf Kosten der Palästinenser?

Diese Überlegungen können eine Reflexionsgrundlage für Pilger im Heiligen Land sein, sind aber auch für andere Reisende relevant. Viele Pilger reisen ins Heilige Land, weil dies die Region ist, in der Jesus lebte, lehrte und starb. Ein Besuch der historischen Stätten der Vergangenheit ist eine wertvolle Erfahrung. Eine Pilgerreise wird enorm bereichert, wenn sie den Pilgern hilft, mit den Menschen in Beziehung zu treten, die heute dort leben.

Die Einsichten, die daraus entstehen, können an die Menschen im Heimatland weitergegeben werden. Somit kann dies dazu beitragen, in der globalen Staatengemeinschaft politische Handlungskonzepte zu befördern, die zu dauerhaftem Frieden und Veränderungen im Heiligen Land führen. In diesem Sinne würde die Pilgerreise einen echten Beitrag zum Frieden in der Welt leisten.

Quelle: Pressemitteilung der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) vom 4.7.2009  (gekürzt)

Weitere Informationen: www.ecotonline.org