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Internationale Aids-Konferenz in Sri Lanka: HIV/Aids zu einem Tourismus-Thema machen


Es müsse im Interesse der Reisebranche liegen, das Wohl und die Gesundheit ihrer Gäste und der Gastgeber im Tourismus langfristig zu sichern, fanden die Teilnehme­rinnen und Teilnehmer eines Workshops der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) zu "Armut, Aids und Tourismus" auf dem 8. Internationalen Kongress zu Aids in Asien und Pazifik (ICAAP) Ende August in Colombo/Sri Lanka. Nach Ansicht der ECOT ist mehr Aufklärung zum Thema HIV/Aids im Tourismus aus ethischer und ökonomischer Sicht unabdingbar und müsse auch von Tourismusbehörden gefördert werden.

Einige wenige private Initiativen, wie z.B. von der Hotelkette Accor oder der brasiliani­schen Fluggesellschaft Varig, haben gezeigt, dass das Thema Aids-Prävention in der Mitarbeiter-Schulung eine wichtige Investition ist. Anleitungen hierfür können Tourismusunter­nehmen in einem Handbuch der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) finden, das vom Europäischen Dachverband von Hotellerie und Gastronomie (HOTREC) für den Hotelsektor angepasst wurde.

Doch diese Bemühungen waren bislang nicht ausreichend, um ein breiteres Bewusstsein für HIV/Aids im Tourismus zu schaffen. Im Sinne des auf dem ICAAP immer wieder geforderten ‘multistakeholder’-Ansatzes müssten vor allem klein- und mittelständische Unternehmen im Tourismus ermutigt und aufgefordert werden, sich des Themas HIV/Aids-Prävention anzunehmen.

Im Tourismus ist das Stigma rund um HIV/Aids noch größer als allgemein in der Gesellschaft. Weder Tourismusindustrie noch Regierungen trauen sich, Aids in diesem Zusammenhang anzusprechen, und auch auf der Aids-Konferenz spielte "Aids im Tourismus" als Diskussions- und Handlungsfeld kaum eine Rolle. Selbst für Vertreter von UNAIDS war der Gedanke neu, Tourismus, Armutsbekämpfung und Aids zu verknüpfen, stieß jedoch auf reges Interesse. Große Aufmerksamkeit fanden Studien über die Risikogruppe Migranten (z. B. von der South Asian Research & Development Initiative - SARDI), da die Migration z.B. in der Mekong-Region oder innerhalb Indiens zunimmt und Migranten oft einem hohen HIV-Risiko ausgesetzt sind. Gerade im Tourismus- und Transportsektor arbeiten immer mehr Migranten. Die ILO versucht, das Thema Aids-Prävention in der Migrationspolitik der Herkunfts- und Zielländer zu verankern und unterstützt entsprechende Studien.

Auf einer Vorbereitungskonferenz, die zwei Tage vor dem ICAAP vom Asian Interfaith Network on Aids (AINA) organisiert worden war, kamen die Teilnehmenden des Tourismus-Workshops zu dem Schluss, dass die Glaubensgemeinschaften den Themen­bereich Reisen und Tourismus in existierende HIV/Aids-Programme aufnehmen sollten. Denn weltweit agieren Religionen, Kirchen und Glaubens­gemeinschaften auch als große ’Reiseveranstalter’. Außerdem wurde betont, dass zivilgesellschaftliche Gruppen sich stärker der Bedeutung des Themas bewusst werden müssen und in der Zusammenarbeit mit dem Tourismus­sektor eine pro-aktive Rolle spielen sollten.

Um den Zusammenhang zwischen der Erreichung der Millenniums-Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – insbesondere zur Armutsreduzierung und Aids-Bekämpfung – und der HIV/Aids-Prävention im Tourismus ausführlicher zu beleuchten, plant die ECOT einen Sammelband zum Thema, der zum Welt-Aids-Tag am 1. Dezember 2007 erscheinen soll.

Für das geplante Buch "Poverty, Aids and Tourism – a global challenge” sucht die Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) noch Beiträge. Kontakt: julia@ecotonline.org

Zum Thema HIV/Aids und Tourismus s. auch TW 42/43 vom Juni 2006.

(3368 Zeichen, 47 Zeilen, September 2007)