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"Heilig Land 2000": Dem Frieden eine Chance geben


Ein neuer Leitfaden, "Palästina/Israel: Fair reisen!", ermöglicht die umsichtige Planung und Vorbereitung einer Reise auf neuen Wegen durchs "Heilige Land". Am "Ort , wo alles begann", sollen auch die palästinensischen AnbieterInnen vom Tourismusboom profitieren. "Wir wollen mehr als nur die Abgase der Touristenbusse, die nach dem Blitzbesuch von Bethlehem die Pilgerscharen nach Jerusalem zurückbringen", sagt Mitri Raheb, der Leiter des Internationalen Begegnungszentrums von Bethlehem. Die palästinensische Bevölkerung soll sich an den vielversprechenden Wirtschaftsaktivitäten beteiligen können; sie soll aber auch die Chance haben, den Reisenden ihre Heimat selber zu zeigen und ihre Probleme aus eigener Sicht darstellen zu können.

Daß es durchaus auch möglich ist, mit palästinensischen AnbieterInnen im "Heiligen Land" zu reisen, und Menschen zu begegnen, die sich in Palästina und Israel im Friedensprozeß engagieren, zeigte kürzlich die Tagung "Palästina/Israel: Fair reisen!" in Bern. Die von der "Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME)" der Reformierten Kirchen Bern-Jura in Zusammenarbeit mit anderen kirchlichen und tourismuspolitischen Stellen organisierte Konferenz brachte rund 130 VertreterInnen aus dem Tourismus, aus Kirchen und NGOs in Palästina, Israel und der Schweiz zusammen, um die konkreten Möglichkeiten einer fairen Ausgestaltung von Reisen ins "Heilige Land" zu diskutieren.

Um Reisende zu ermuntern, diese neuen Wege im "Heiligen Land" zu beschreiten und ihnen zugleich bei der Planung mit praktischen Hinweisen, Adressen und Tips behilflich zu sein, haben kirchliche Stellen gemeinsam mit dem Baseler Arbeitskreis Tourismus & Entwicklung den Leitfaden "Palästina/Israel: Fair reisen!" herausgegeben. "Fair" im Zusammenhang mit Reisen heißt, daß - analog zum "Fairen Handel" - benachteiligte Bevölkerungsgruppen vom Tourismus Nutzen ziehen. Die Reisenden im "Heiligen Land" sind aufgefordert, Grenzen - äußere und innere - zu überwinden, Menschen auf beiden Seiten des Konflikts zu begegnen, um starre Bilder abzubauen, und um Zusammenhänge besser zu verstehen, die immer auch die eigene Verstrickung in Religion und Politik der ganzen Region beinhalten. "Fair" meint aber auch, ökologisch bewußt zu reisen, also schonend mit knappen und umkämpften Lebensgrundlagen der einheimischen Bevölkerung umzugehen. "Fair" bedeutet, daß besonders auch im Hinblick auf den Reiseboom im Jahr 2000 sämtliche Beteiligten - TouristInnen wie Reiseveranstalter und Tourismus-verantwortliche in Palästina und Israel -, bewußt Tourismusformen anstreben, die nicht zu einer Verschärfung der politischen und sozialen Gegensätze beitragen und den schwierigen Friedensprozeß nicht zusätzlich belasten.

Herausgeber: Fachstelle für Ökumene, Mission und Entwicklungszusammenarbeit (OeME) der Ref. Kirchen Bern-Jura, Bibelpastorale Arbeitsstelle des Schweizerischen Katholischen Bibelwerkes (SKB), Zürich, Département de la Formation chrétienne des Adultes et des Jeunes (DFAJ), Genève, sowie des Arbeitskreises Tourismus & Entwicklung, Basel.

August 1999, 42 Seiten, Einzelexemplar DM 6,00 in Briefmarken. Zu beziehen bei: Tourism Watch Postfach 10 03 40 70747 Leinfelden-Echterdingen

(2843 Zeichen / 44 Zeilen, Dezember 1999)