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Grünes Licht für internationale Richtlinien

Tourismus in der "Konvention über biologische Vielfalt"


Der Tourismus gewinnt im Rio-Folgeprozess für eine nachhaltige Entwicklung weiter an Stellenwert. Nachdem im vergangenen Jahr die "UN-Kommission für nachhaltige Entwicklung" (CSD) ein internationales Arbeitsprogramm zum Tourismus verabschiedet hatte, nahmen sich nun auch die Vertragsstaaten der "UN-Konvention über biologische Vielfalt" (CBD) des Themas an. Auf ihrer fünften Konferenz im Mai 2000 in Nairobi/Kenia ging es um die "nachhaltige Nutzung biologischer Vielfalt". Der Tourismus wurde von den Regierungen als relevanter Wirtschaftssektor anerkannt. Die Vertragsstaaten der Konvention beschlossen, die Einladung der CSD von 1999 anzunehmen und zu internationalen Richtlinien für einen nachhaltigen Tourismus beizutragen.

Nach Einschätzung des deutschen Vertreters des "ad-hoc Arbeitskreises Tourismus im Forum Umwelt & Entwicklung" in Nairobi, Michael Meyer, ist dieser Beschluß ein großer Erfolg. Zu begrüßen sei vor allem die enge Verzahnung beider UN-Prozesse. Daß der Tourismus auf der diesjährigen Vertragsstaatenkonferenz deutlich an Akzeptanz gewonnen hat, sei, so Meyer, unter anderem dem großen Engagement der Nichtregierungsorganisationen (NGOs) zu verdanken. Dies spiegele sich auch in der Entscheidung der Vertragsstaatenkonferenz wieder, in der alle wesentlichen Punkte, die von NGOs vorgebracht wurden, aufgenommen seien.

Deutsche und internationale NGOs hatten im Vorfeld der Vertragsstaatenkonferenz maßgebliche Arbeit zum Thema "Tourismus und biologische Vielfalt" geleistet. Vom 8. bis 10. März fand in Berlin ein internationaler Workshop statt. Auf Einladung des ad-hoc Arbeitskreises tauschten 40 Teilnehmerinnen und Teilnehmer von NGOs aus 25 Ländern ihre Erfahrungen aus. Abschließend formulierten sie ein zweiseitiges Positionspapier mit konkreten Empfehlungen an die Vertragsstaatenkonferenz, das den Regierungen übergeben wurde und auch im Internet unter www.iz3w.org abrufbar ist.

Darin erklären die NGOs, der Tourismus könne zwar, wenn er entsprechend geplant und kontrolliert werde, Anreize schaffen, um die biologische Vielfalt zu erhalten. Gerade unter dem Label 'Ökotourismus' hätten touristische Aktivitäten jedoch "die Erosion kultureller und biologischer Vielfalt eher noch verstärkt", vor allem dort, wo indigene Bevölkerungsgruppen eine reiche biologische Vielfalt bewahrt haben. Vor diesem Hintergrund sei es bedenklich, daß die Vereinten Nationen das Jahr 2002 zum "Jahr des Ökotourismus" erklärt haben. Eine klare Definition des Begriffes liege dieser Erklärung nicht zugrunde. Die Bedingungen, unter denen Tourismus zum Erhalt biologischer und kultureller Vielfalt beitragen könne, seien noch nicht geklärt, sodaß dieses "Jahr des Ökotourismus" mit großer Vorsicht angegangen werden müsse.

Um ihre Anliegen sichtbar zu machen, erstellten die Workshop-TeilnehmerInnen eine Fotoausstellung, die sowohl auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) in Berlin als auch auf der CBD-Vertragsstaatenkonferenz auf gute Resonanz stieß. Die Broschüre zur Ausstellung und die ausführliche Dokumentation des Workshops sind für 10 DM erhältlich beim ad-hoc Arbeitskreis Tourismus im Forum Umwelt & Entwicklung, Koordinator: Ökologischer Tourismus in Europa (Ö.T.E) e.V., Am Michaelshof 8-10, 53177 Bonn, Tel.: 02 28 / 35 90 08, Fax: 02 28 /35 90 96, Email: OeTE-Bonn@t-online.de

(3.430 Anschläge / 45 Zeilen, Juli 2000)

Vgl. zu Tourismus im Rio-Folgeprozeß:TW 12/13, Februar 1998, Anhang 4; TW 14, Februar 1999, S. 6-7; TW 16, Oktober 1999, S. 15-17, Anhang.