Blog

Gefährlicher Leichtsinn im Gebirge


Ende Januar überzog klirrende Kälte mit heftigem Schneefall ganz Europa. Trotz eindringlicher Warnungen der Bergwacht ließen sich drei polnische Bergsteiger nicht daran hindern, just zu diesem Zeitpunkt das Matterhorn zu erklimmen. Das Ergebnis war eine dreitägige dramatische Rettungsaktion an der Ostwand, in 3200 m Höhe, die die Hubschrauberpiloten bei stärksten Sturmböen "an ihre absoluten Grenzen" brachte. Als das Schweizer Fernsehen im Krankenhaus den Bergsteiger Przyslaw Peigza fragte, ob sie einen Fehler gemacht hätten, wehrte er ab: "Nein, nein, wir sind geübte Bergsteiger. Wir sind polnische Bergführer. Wir waren gut ausgerüstet. Nur das Wetter machte nicht mit, only the weather. Es ist ein leichter Berg, aber bei schlechtem Wetter die Hölle". - "Steigen Sie bei gleich schlechten Wetterprognosen erneut in die Wand, selbst wenn man Sie davor warnt?" - "Natürlich, nächstes Jahr die Nordwand hinauf, this time". Da konnte sich selbst die Moderatorin der Sendung "10 vor 10" einen Kommentar nicht verkneifen: "Was soll man da noch sagen".

Zuvor hatte sich Rettungschef Bruno Jelk von der Air Zermatt leicht fassungslos gezeigt. Er erklärte jedoch auch, dass vielen Bergsteigern aus den ehemaligen Ostblockstaaten eigentlich das Geld für große Reisen fehle. Sie gäben für ihre Verhältnisse viel Geld aus und sparten im Zielgebiet. "Wenn sie mal am Berg sind, ignorieren sie die Wetterverhältnisse und erzwingen es meistens". 

Damit reihen sie sich in die Gruppe verantwortungsloser Risiko-Wintersportler ein, die nur Fun haben wollen und selbstverständlich eine Rettung erwarten: "Das ist doch deren Job" oder "Die sind verpflichtet zu helfen". Die "Kommission für alpine Bergrettung" gab jedoch im Februar den Grundsatz aus: "Helfen ja, aber nicht um jeden Preis". Die Bayerische Bergwacht sagte, sie wolle auch weiterhin helfen, aber nicht mehr um jeden Preis ihr Leben riskieren.

Eine erste Bilanz der Düsseldorfer Auswertungsstelle für Skiunfälle zeigte im Januar, dass sich im Winter des Vorjahres 60.000 deutsche Wintersportler ernsthaft verletzt hatten. 9000 mussten stationär behandelt werden. In Österreich gab es 90.000 Verletzte. -tü-

(2.168 Anschläge, 27 Zeilen, März 2004)