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"Gambia is Good"

Obst und Gemüse von Bauern vor Ort


In dem kleinen westafrikanischen Staat Gambia ist der Tourismus ein wichtiger Wirt­schaftsbereich. Dennoch lebt noch immer der größte Teil der Bevölkerung in Armut. Damit der Tourismus stärker zur Armutsbekämpfung beitragen kann, haben Nichtregie­rungsorganisationen mit finanzieller Unterstützung aus Großbritannien die Initiative "Gambia is Good" gestartet und begonnen, den Zugang von Kleinbäuerinnen zur touristi­schen Wertschöpfungskette zu verbessern.

Rund drei Viertel der Bevölkerung in Gam­bia leben von der Landwirtschaft. Deshalb profitieren besonders viele Menschen da­von, wenn die Hotels mehr Obst und Gemüse kaufen, das vor Ort angebaut wird, statt es zu importieren. Vor allem Frauen arbeiten in der Landwirtschaft, und wenn sie mehr verdienen, kommt dies meist direkt den Familien zugute: durch eine bessere Ernährung und Gesundheitsversorgung und indem die Kinder zur Schule gehen können.

Von den falschen zu den richtigen Tomaten

Es ist nicht so, dass die Hotels nicht gerne mehr Gemüse in Gambia kaufen würden, sagt "Gambia is Good"-Initiator Adama Bah. Das Problem liege vielmehr auf der Angebotsseite. Denn die Bäuerinnen in Gambia hätten bislang nicht das produziert, was in den Hotelküchen gebraucht würde, sondern z.B. die "falschen" Tomatensorten. Außerdem hätten sie nicht das ganze Jahr über verlässlich liefern können, da sie in der Regenzeit traditionell Reis statt Gemüse anbauten. Die Hotels waren also auf Importe angewiesen, denn aus ihrer Sicht war das Angebot vor Ort Schwankungen unter­worfen. In der Hauptsaison war es nicht ausreichend und auch die Qualität stimmte nicht. So wurden Kartoffeln, Mohrrüben, Zwiebeln und andere Gemüsesorten aus dem Senegal oder aus Europa (vor allem Holland) importiert, obwohl sie auch vor Ort angebaut werden können.

Erschwerend kam hinzu, dass die Kleinbäuerinnen aus den Dörfern ihre Erzeugnisse bislang nur über Mittelsmänner verkaufen konnten, die daran kräftig mitverdienten. Für die Bäuerinnen blieb nur wenig übrig. Um den Schritt von der Subsistenzwirtschaft zur kommerziellen Produktion zu schaffen und ihre Erzeugnisse direkt an die Hotels und Restaurants zu liefern, brauchen die Frauen Training. Nicht jede Bäuerin will für den Markt produzieren, einige wollen ihre Traditionen beibehalten, räumt Adama Bah ein. Doch diejenigen, die den Zugang zum Markt wollen, müssen auf die Nachfrage der Hotels reagieren und sich entsprechend anpassen.

Um die Kleinbäuerinnen dabei zu unterstützen, bietet "Gambia is Good" Trainingsprogramme an, in denen gezeigt wird, wie das ganze Jahr über Gemüse angebaut werden kann. Es wird Saatgut zur Verfügung gestellt und neue Gemüsesorten werden erprobt, die in Gambia vorher nicht angebaut wurden, wie z.B. Blumenkohl. Außerdem hat "Gambia is Good" Systeme zur Qualitätsverbesserung, zur Überwachung der Verkaufspreise und zum Vertrieb der Produkte (d.h. den Verkauf an Hotels, Restaurants und Supermärkte) eingeführt sowie Mikrobewässerungssysteme, damit die Bäuerinnen weniger Zeit mit Wasserholen verbringen müssen.

Mehr Einkommen durch Verkauf an Hotels

Inzwischen sind über 400 Bäuerinnen und Bauern am "Gambia is Good"-Programm beteiligt. 90 Prozent davon sind Frauen, die ihre Erzeugnisse in Gemeinschaftsgärten anbauen. Insgesamt profitieren rund 4.000 Menschen von dem Programm. "Wir beliefern 18 Restaurants und 16 Hotels, darunter drei 5-Sterne-Hotels", berichtete Adama Bah im Juli 2007. "Dabei schauen wir immer wieder, wo die Probleme liegen". Denn die Hotels importieren noch immer. "Wir können nicht alles liefern, was sie brauchen, aber wir helfen den Frauen, ihre Produkte zu verkaufen." In einer Umfrage in den beteiligten Haushalten wurde festgestellt, dass deren Einkommen sich durch das Programm von durchschnittlich etwa 4560 Dalasi (ca. 140 Euro) pro Jahr auf bis zu 25.746 Dalasi (ca. 800 Euro) erhöht und damit mehr als verfünffacht hat. "Mit meinen Tomaten habe ich 22.500 Dalasi (ca. 700 Euro) verdient, bei Kosten von 500 Dalasi (ca. 15,50 Euro)", berichtet Ebrihima Jawara aus dem Dorf Daru Fodeba. "Das ist mindestens das Dreifache dessen, was ich ohne "Gambia is Good" bekommen hätte.

Auch das ländliche Hinterland profitiert, d.h. Gebiete, die ansonsten wenig oder gar nicht am Tourismus teilhaben. Ließe sich der einheimische Anteil an landwirtschaftlichen Produkten in den Hotel- und Restaurantküchen noch über die derzeitigen 45 bis 50 Prozent erhöhen, so schätzt das britische Overseas Development Institute, ließe sich der Nutzen aus dem Tourismus für die einheimische Bevölkerung in Gambia weiter steigern. Hinzu kommt der Verkauf von Obst und Obstsaft im informellen Sektor.

Zusätzliche Ausflugsangebote

Ausflugsangebote für Touristen wurden zusätzlich in das Programm aufgenommen. Sie zeigen nicht nur, was in Gambia angebaut wird, bei den Touren werden auch einheimische Gerichte vorgestellt. Bei den Touristen soll Verständnis für die Wechselwirkungen des Tourismus mit der lokalen Wirtschaft geweckt werden. Gleichzeitig soll weiteres Einkommen erwirtschaftet werden, z.B. für die Sifoe Beekeepers Kafo Farm, eine Bienenzucht. Der Gemeinschaftsgarten von "Gambia is Good", der zu Demonstrations- und Trainingszwecken angelegt wurde, soll sich mit Hilfe der Ausflugsangebote bis Ende 2007 finanziell selbst tragen.

(5340 Zeichen, 72 Zeilen, September 2007)