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"Free Tibet" fordert Verzicht auf Zwangsumsiedlung tibetischer Nomaden


Die chinesische Politik, tibetischen Nomaden eine so genannte "moderne Lebensweise" aufzunötigen und sie in festen Behausungen anzusiedeln, stößt bei Menschenrechtsgruppen auf Kritik. Staatlich kontrollierte chinesische Medien hatten im November 2010 berichtet, man habe im Rahmen eines Regierungsprogramms etwa 6.000 Viehhirten aus 1.300 Nomadenfamilien im Kreis Shangri-la in festen Behausungen angesiedelt.

Der bei den Tibetern unter der Bezeichnung Gyalthang bekannte Kreis wurde 2001 von den chinesischen Behörden nach dem fiktiven Land Shangri-la neu benannt, um den Tourismus in der Gegend zu fördern. Weitere Umsiedlungen sollen folgen. Sie sind höchst umstritten. "Die Nomaden werden dabei nicht nach ihrer Meinung gefragt, und man lässt sie ohne Mittel, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und ohne Ausbildung, um sich den neuen Gegebenheiten anpassen zu können. China löste auch ihre Pachtverträge auf, womit ihnen die Möglichkeit genommen wurde, jemals wieder auf ihr Land zurückzukehren", heißt es in einer Pressemitteilung der Initiative "Free Tibet" der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte vom Januar 2011. Die chinesische Regierung argumentiert, die Art und Weise der nomadischen Viehhaltung schädige die Umwelt des tibetischen Hochplateaus. Dagegen, so "Free Tibet", bestätigten neuere wissenschaftliche Forschungen, dass die Weidepraxis der tibetischen Nomaden das Grasland gesund und robust erhalte. Die tibetischen Nomaden dürfen nicht gezwungen werden, ihre Herden zu verkaufen und sich in festen Behausungen niederzulassen, fordert "Free Tibet".

Dies bestätigte auch der Sonderberichterstatter der Vereinten Nationen für das Recht auf angemessene Ernährung, Olivier de Schutter, der im Dezember 2010 China be­suchte. Zwar sei es wichtig, das Grassland zu schützen und Katastrophenvorsorge zu betreiben. Doch die "tuimu huancao"-Politik ("Tiere entfernen, damit das Gras wachsen kann") dürfe die Nomaden nicht in eine Situation bringen, wo sie keine andere Wahl mehr hätten, als ihre Herden zu verkaufen und umzusiedeln. Der Internationale Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte verbietet, Menschen ihrer Lebens­grundlage zu berauben. Das Übereinkommen über Biologische Vielfalt erkennt die Rolle indigener Gemeinschaften als Schützer biologischer Vielfalt an. China hat beide Abkommen ratifiziert.

Weitere Informationen: Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) - Arbeitsgruppe München: www.igfm-muenchen.de/tibet/tibetstart.html

-ck-

(2.563 Anschläge, 35 Zeilen, März 2011)