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Fluggesellschaften als Klima-Lobby

Für eine globale Lösung im Flugverkehr


Der Flugverkehr wird weiter wachsen. Damit Wachstum und Wettbewerb nicht durch "erzwungene" Klimaauflagen behindert werden, will eine Branchenlobby Einfluss auf die Klimaverhandlungen im kommenden Dezember in Kopenhagen nehmen. Im Rahmen der Vorverhandlungen für ein neues Klimaabkommen präsentierte die "Aviation Global Deal Group" (AGD Group) ihre Vorschläge, wie die internationalen Flugemissionen in ein Kyoto-Folgeabkommen eingebracht werden könnten.

Neben einer Reihe von Fluggesellschaften sind an der "AGD Group" der britische Flughafenbetreiber BAA und die internationale Nichtregierungsorganisation "The Climate Group" beteiligt. Chris Schroeder, CSR-Manager von Qatar Airways, meint, die Flugbranche müsse ihren Beitrag zur Emissionsreduzierung leisten. "Wir finden es aber schwierig, dies über einen erzwungenen Emissionshandel erreichen zu wollen. Daher findet eine weltweite Lösung der Branche unsere volle Unterstützung."

Ein globaler Klima-Deal für den Flugverkehr dürfe den Wettbewerb nicht verzerren, fordern die Fluggesellschaften. Sie üben Kritik an der Entscheidung der Europäischen Union, den Flugverkehr ab 2012 in das europäische Emissionshandelssystem aufzu­nehmen. Europäische Fluggesellschaften würden "bestraft" und andere dazu ermutigt, alternative Drehkreuze wie z.B. Dubai stärker zu nutzen. Dass die Fluggesellschaften für den gesamten Streckenverlauf für ihre Emissionen aufkommen müssten und nicht nur im Luftraum der EU, halten einige asiatische Fluggesellschaften, die Langstrecken­flüge nach Europa anbieten, für "unfair".

Die "AGD Group" befürwortet daher eher ein weltweites Branchenabkommen. Es soll ein globales CO2-Reduktionsziel für die Luftfahrt festlegen und den Fluggesellschaften sollen entsprechende Emissionsrechte zugeteilt werden. Der Sektor soll freien Zugang zu den Kohlenstoffmärkten haben, und damit die Möglichkeit, durch Zukauf von Emissionsrechten mehr zu emittieren als eigentlich vorgesehen. In anderen Bereichen ließen sich Emissionen "kostengünstiger" einsparen, so das Argument. Ein Teil der Emissionsrechte soll versteigert werden. Mit den Erlösen sollen Anpassungs- und Klimaschutzmaßnahmen in Entwicklungsländern finanziert werden sowie die Forschung nach umweltfreundlichen Technologien für die Luftfahrt. Die CO2-Emissionen der Flugzeuge sollen anhand des Kohlenstoffgehalts des eingekauften Treibstoffs bestimmt werden. Das System soll durch eine internationale Institution verwaltet werden.

Mit diesem Vorschlag will die "AGD Group" Einfluss auf die Arbeit einer Reihe internationaler Institutionen nehmen, die von den Vereinten Nationen beauftragt wurden, eine Lösung für die Flugverkehrsemissionen zu erarbeiten. Dazu gehören die gemeinsame Task Force des Dachverbandes der Fluggesellschaften (IATA), die internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) und ICAO-Gruppe für den internationalen Luftverkehr und den Klimawandel (GIACC).

(2.994 Anschläge, 41 Zeilen, September 2009)