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Ein schwaches Bild: Nachhaltigkeitsberichte in der Kreuzfahrtbranche


Mit Nachhaltigkeitsberichten weisen Unternehmen aus, wie sie ihre gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Dass Kreuzfahrtunternehmen dabei noch ein recht schwaches Bild abgeben, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der britischen Universität Leeds Metropolitan gezeigt. In einem Beitrag in der Zeitschrift "Tourism Management" kommen sie zu dem Schluss, dass: die Nachhaltigkeitsberichterstattung in diesem Sektor noch in den Kinderschuhen steckt.

Entsprechend dürftig waren die für ihre Studie verfügbaren Daten. Von 80 Kreuzfahrtmarken hatten zum Untersuchungszeitpunkt nur 11 überhaupt Nachhaltigkeitsberichte veröffentlicht, bei weiteren 18 fanden sich Informationen auf den Internetseiten. Um die Informationen der immerhin 29 erfassbaren Kandidaten zu bewerten, legten die Wissenschaftler neben dem Bewertungsrahmen der "Global Reporting Initiative" und des "Carbon Disclosure Programs" branchenspezifische Aspekte zugrunde, z.B. Arbeits- und Menschenrechte, Gesundheit, Sicherheit auf See, Umweltfolgen und wirtschaftliche Wirkungen.

Die Analyse der publizierten CSR-Informationen ergab, dass die Unternehmen deutlich mehr Managementdaten offenlegen, als dass sie Angaben über ihre tatsächlichen Leistungen machen. Bei denjenigen, die insgesamt wenig offenlegen, überwiegen allgemeine Aussagen (z.B. zur Firmenpolitik), weiche Indikatoren (z.B. Verhaltenskodizes oder Selbstverpflichtungen, aktuelle und zukünftige Rechtsvorschriften zu beachten) und Aspekte, die für das Kerngeschäft von marginaler Bedeutung sind. Es werden positive wirtschaftliche Wirkungen hervorgehoben, die allerdings oft wenig belegt sind. Manchmal handelte es sich auch um die Vorwegnahme bevorstehender strengerer Regulierungen.

Dass die Kreuzfahrtunternehmen jetzt überhaupt mehr berichten, werten die Autorinnen und der Autor als eine Reaktion auf die Imageprobleme der Branche. Durch den Unfall der "Costa Concordia" 2012 und die Negativberichterstattung über die Umweltfolgen der Ozeanriesen, die schlechten Arbeitsbedingungen der Mitarbeiter an Bord und den begrenzten Nutzen für die Zielgebiete gerate die Branche unter zunehmenden Legitimierungsdruck. Noch sei die CSR-Berichterstattung allerdings zu lückenhaft, um die Unternehmen sinnvoll in eine Rangfolge bringen zu können – und implizit wohl auch das entsprechende Engagement.

Weitere Informationen:Corporate sustainability reporting index and baseline data for the cruise industry. Von M. Jesús Bonilla-Priego, Xavier Font und M. del Rosario Pacheco-Olivares, In: Tourism Management Nr. 44, Elsevier, Philadelphia, 2014. S. 149-160.

-ck-

(2.332 Zeichen, September 2014, TW 76)