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Ein Hotel packt an

Ayurveda-Ressort leistet praktische Aufbauhilfe im Süden Sri Lankas


Zwei Monate nach dem Tsunami hat an der Küste Sri Lankas der Wiederaufbau begonnen. Doch viele Menschen sind immer noch in Flüchtlingszelten untergebracht. "Es ist wichtig, dass die Leute so schnell wie möglich aus den "Relief Camps" herauskommen", sagt Ranmali de Silva von den "Barberyn Ayurvedic Resorts". Ein Team des Familienunternehmens arbeitet in Weligama mit den Dorfbewohnern der Umgebung zusammen, um den Wiederaufbau zu unterstützen.

Die Ganzheitlichkeit der ayurvedischen Lehre, die die beiden Barberyn-Hotels an der Süd- und Westküste Sri Lankas prägt, schlägt sich auch in den Aktivitäten nach dem Tsunami nieder. Wie bereits nach den Einbrüchen im Tourismus nach dem 11. September 2001 steht das Unternehmen zu seiner Personalverantwortung und hat laut Eigentümer Manik Rodrigo keinen seiner 350 Mitarbeiter entlassen. Einige der Angestellten haben durch die Flutwellen Angehörige und ihr Zuhause verloren. "Es wäre schlimm, wenn sie nun auch noch ihren Arbeitsplatz verlieren würden. Viele Hotels in Beruwela haben ihre Mitarbeiter einfach entlassen", bedauert Manick Rodrigo.

Er geht einen anderen Weg. Das Haus in Beruwela wurde selbst von den Wellen erfasst und zu großen Teilen zerstört. Der Wille, wieder aufzubauen und schon die nächste Saison neu eröffnen zu können, ist groß. Von morgens bis spät in die Nacht wird gesägt, gehämmert und Stein auf Stein gesetzt. Keller, Reinigungspersonal und die Mitarbeiterinnen des "Health Centres" übernehmen völlig neue Aufgaben. Aus den Trümmern der Bungalows haben sie alles noch verwendbare Material gesammelt. Jedes Stück Holz, jeder Ziegelstein, der noch irgendwie brauchbar ist, wurde zusammentragen. "Rund 25 Prozent der Substanz an Möbeln und Gebäuden konnten wir so retten", sagt Manick Rodrigo. "Einige unserer Leute arbeiten zwei Schichten."

Möglich wurde dies auch Dank der Initiative und Spendenbereitschaft vieler deutscher Stammgäste, die einen stattlichen Euro-Betrag sammelten, um den Mitarbeitern, ihren Familien und der Bevölkerung der beliebten Urlaubsregion zu helfen. Direkt nach den verheerenden Flutwellen versorgte das Unternehmen die Flüchtlinge im nahegelegenen Tempel mit Essen aus der Hotelküche. Doch wie in so vielen Orten an den süd- und südostasiatischen Küsten stellt sich nun, Wochen nach dem Tsunami, die Frage: Wie können wir das Geld am sinnvollsten einsetzen? Zum einen wurden die Basisgehälter der Angestellten aufgestockt, denn der erfolgsabhängige Anteil an der Entlohnung fällt in diesen sonst so guten Monaten - der Hauptsaison - völlig weg. Zum anderen helfen Management und Mitarbeiter der vom Tsunami betroffenen Bevölkerung in den Dörfern.

Im Gegensatz zum "Barberyn Reef" blieb das "Barberyn Beach" Hotel in Weligama Dank der günstigen Lage auf einem Kliff vom Tsunami verschont. Auch das nächstgelegene Dorf linker Hand ist weitgehend intakt. Dennoch ist Hilfe dringend nötig. Die Fischer haben ihre Boote und Netze verloren, und damit ihr Einkommen. "Wir arbeiten mit der Regierung zusammen, die erfasst, was wo getan werden muss", sagt Manick Rodrigo. "Und wir berichten dann auch wieder an die Regierung, wo wir wie geholfen haben". Das ist wichtig, um bedarfsgerecht zu helfen und Doppelungen zu vermeiden.

Das Hotel-Team steht mit seiner Arbeit am Wiederaufbau vor völlig neuen Herausforderungen. Ohne Erfahrung in der Dorfentwicklung können die Mitarbeiter die sinnvollste Hilfe nur in engem Dialog mit den Menschen vor Ort ermitteln. So wurde in Jothi Koratuwa, dem nächstgelegenen Dorf linker Hand, ein Gebäude für eine Vorschule errichtet - gebaut von den Fischern selbst, die von Hotelmitarbeitern angeleitet werden, und deren Löhne für diese Arbeit aus den Spendengeldern finanziert werden. So haben die Männer erst einmal Arbeit, und gleichzeitig entsteht ein zukunftsfähiges Projekt, das der Dorfgemeinschaft langfristig hilft. Es schafft wichtige Voraussetzungen für die nächsten Schritte. "Denn die Frauen haben uns gesagt, dass auch sie gerne arbeiten und etwas Geld verdienen möchten. Jetzt sind wir dabei, Einkommensmöglichkeiten zu identifizieren und das nötige Training zu organisieren", sagt Ranmali de Silva. In einem ersten Schritt haben die Frauen vom Barberyn Stoffe zur Verfügung gestellt bekommen, aus denen sie kleine Handarbeiten anfertigen. Eine erste Testrunde zeigte schon beachtliche Potenziale, aber auch den Trainingsbedarf: "Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis wir die Deckchen und Servietten in unserem Laden verkaufen können." meint Ranmali de Silva. Aber die Frauen des Dorfes sind auf dem richtigen Weg. Wenn die Kinder tagsüber betreut sind, werden sie ein wenig mehr Zeit haben, sich der Verbesserung ihrer Produkte zu widmen.

Eine andere Art der Hilfe brauchen die Dörfer rechter Hand des Hotels, in denen der Tsunami große Zerstörung angerichtet hat. "Wir waren überrascht, dass einige Häuser sogar noch stehen", sagt Ranmali de Silva. "Die Bausubstanz muss sehr gut sein. Doch die Toilettenhäuschen und Küchen wurden von den Wellen meist völlig weggerissen." Um schnelle Hilfe zu leisten, ließ er in Kadabeda Gama bereits eine ganze Reihe Küchen und Toilettenhäuschen neu errichten. Auch das nächste Dorf hat um Hilfe gebeten. "Doch wir stehen vor einem Dilemma", sagt Ranmali de Silva. "Die Regierung hat ein Gesetz eingeführt, das Gebäude innerhalb einer Zone von 100 Metern vom Strand verbietet." In Denuwela, wie fast überall an der Küste Sri Lankas, liegen aber viele Häuser innerhalb dieser Zone. "Wenn wir hier aufbauen helfen, geraten wir in Konflikt mit der Regierung", befürchtet das Wiederaufbau-Team. So lange die Lage unklar ist, wurde deshalb beschlossen, erst einmal den Familien zu helfen, deren Häuser mehr als 100 Meter vom Strand entfernt liegen. Was das Ressort in Beruwela angeht, so wird auch dort, wie bei fast allen Hotels in dieser Gegend, die Einhaltung der Schutzzone eine Illusion bleiben. Denn die Arbeitsplätze und Steuereinnahmen durch den Tourismus werden für die Regierung letztlich den Ausschlag geben - und Touristen suchen eben die Nähe zum Strand.

(6.048 Anschläge, 70 Zeilen, März 2005)