Blog

Die Krise als Chance nutzen


Der folgende Leserbrief aus der Fachzeitschrift "Fremdenverkehrswirtschaft" (www.fvw.de) zeigt, daß auch innerhalb der Tourismusbranche über Ursachen der Terroranschläge nachgedacht wird. Gleichwohl stellt er eine Ausnahme dar. Die Zuschrift stammt von Rainer Nuyken, Atouro Gruppen- und Sonderreisen, 74199 Untergruppenbach, www.atouro.de

"Die Motive, aus denen radikale Islamisten die USA angegriffen haben, sind die gleichen, aus denen die Separatisten im Baskenland oder auf Korsika agieren. Je größer das Gefühl der Unterdrückung und Hoffnungslosigkeit, umso stärker wird der Druck, der sein Ventil sucht. Ventile können zielführende Verhandlungen oder Streiks sein - oder eben Terror. Und was bedeutet das alles für die Tourismusbranche?

Denken wir doch einmal an die vielen Luxushotels in Ländern wie Tunesien, Marokko und Ägypten oder in noch ärmeren Ländern wie Gambia oder dem Senegal. Da kommen die Gäste an die üppigen Büfetts und beschweren sich, wenn mal ein braunes Blatt im Salat ist. Das Ganze geschieht unter den Augen der einheimischen Hotelangestellten, deren Familien oft in großer Armut leben. Sie beobachten, wie ihr wertvolles Wasser verschwendet wird, damit die Golfplätze schön grün sind und die Touristen täglich duschen können. Kleine Kinder lernen, daß sie mit Betteln mehr Geld verdienen können als der Vater, und gehen deshalb nicht zur Schule.

Wir verstehen den Tourismus als Möglichkeit, den Lebensstandard des Gastlandes zu verbessern. Die Menschen bekommen Jobs in den Hotels und müssen nicht mehr hart auf den Feldern arbeiten. Doch genau dort fehlen diese Hände und Lebensmittel müssen nun importiert werden.

Hier muß angesetzt werden, wenn man das Problem grundlegend lösen möchte. Jeder Einzelne kann einen Beitrag zur dauerhaften Lösung dieses Problems leisten. Wir Touristiker, indem wir unsere Kunden für die Verantwortung gegenüber fremden Menschen und Kulturen sensibilisieren: Lassen Sie uns den Tourismus als Garanten für Frieden, Verständnis und Miteinander in der Welt verstehen und den Kultur-Tourismus und die Völkerverständigung fördern.

Wenn wir das schaffen, so meine feste Überzeugung, wird die Branche gestärkt aus der Krise hervorgehen.

(2.215 Anschläge, 33 Zeilen, Oktober 2001)