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Das Ende und der Anfang: ”Transforming Tourism/Re-forming Tourism“


Bei der Lektüre der Jubiläumspublikation von ECOT begibt man sich auf eine faszinierende Reise. Die Autoren stellen uns ein breites Spektrum lokaler und regionaler tourismusbezogener Aktivitäten vor: wir nehmen wahr, wie Konflikte im Nahen Osten stattfinden, wie in Touristenorten in Südasien auf den Tsunami reagiert wurde, wir haben ein experimentelles Tourismusprojekt in Peru kennen gelernt, Kinderprostitution im Tourismus in Sri Lanka, Proteste der Menschen in Goa, das sich verändernde Gesicht des Tourismus im Pazifik, und wir haben Einsichten in viele andere Regionen unseres vielfältigen Planeten bekommen.

Viele der Autorinnen und Autoren, die zu dieser Publikation beigetragen haben, haben uns Wegweiser geliefert, die uns helfen werden, die Vision der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) für die nächsten 25 Jahre zu entwickeln.

ECOT wurde von einer Gruppe kirchlicher Organisationen als unabhängige Institution gegründet. Daher war die Bedeutung von Gerechtigkeit und Menschenrechten der Ausgangspunkt vieler Kampagnen. Erzbischof Marchetto betont die christliche Perspektive, wenn er sagt, dass der Tourismus ein “Instrument zum Dialog“ sein muss, das “den Frieden fördert, bei der Entwicklung hilft und beim spirituellen Wachstum”, so dass wir “Vermittler einer Art von Tourismus mit neuem Gesicht” sein können.

Es muss betont werden, dass dies nicht ausschließlich christliche Ideale sind, sondern dass sie eine universelle Relevanz haben. In dieser Hinsicht ist es sehr erfrischend, den Beitrag des buddhistischen Mönchs Sukthawee Suwannachairop zu unserer Diskussion zu lesen (siehe Beitrag S. 10).

Rosemary Viswanath fordert uns mit der Frage heraus, ob wir “den Tourismus verändern” können und lobt die Bemühungen, den Tourismus gerecht, nachhaltig und nicht ausbeuterisch zu gestalten. Doch Tatsache ist, dass die Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft nicht in der Lage zu sein scheinen, diese Prinzipien zu akzeptieren, geschweige denn sie umzusetzen. Annette Groth geht noch weiter und fragt, ob es überhaupt möglich sei, den Tourismus umzugestalten. “Nicht viel ist erreicht worden, was einen gerechteren, sozialeren, wirtschaftlicheren und umweltfreundlicheren Tourismus angeht,“ sagt sie. Diese Debatte begleitet ECOT seit langem. Wir können Bereiche identifizieren, in denen es Ungerechtigkeiten gibt, doch auf welche Weise sollte der Tourismus umgestaltet werden, um an dieser Situation etwas zu ändern?

Obwohl ECOT und ihre Freunde nicht in der Lage waren, wesentliche Veränderungen zu bewirken oder die Tourismuswirtschaft umzugestalten, verbindet die meisten Autorinnen und Autoren in diesem Band die Einsicht, dass Veränderungen der Tourismuswirtschaft in der zukünftigen Arbeit weiter ein entscheidender Faktor bleiben.

Vielleicht können wir uns dadurch ermutigen lassen, dass Veränderungen möglicherweise früher kommen werden als erwartet. Wie mehrere Autorinnen und Autoren festgestellt haben, erreicht unsere Welt einen kritischen Punkt der Ausbeutung der Ressourcen der Erde, und der Tourismus wird einer der wichtigen Wirtschafts-bereiche sein, die gezwungen sein werden, aufgrund von Umweltveränderungen ihre Aktivitäten neu zu bewerten. Dies könnte der Katalysator für Reformen in der Welt des Tourismus sein.

Es kann auch sein, dass weniger offensichtliche Umstände Veränderungen bewirken werden. Tricia Barnett erinnert uns daran, dass die Touristen selbst eine entscheidende Gruppe sein können, die Verbesserungen einfordern können. Sie können zu einem “besseren Verständnis zwischen Gesellschaften und Kulturen” beitragen. Eine gebildete und verantwortungsvoll reisende Öffentlichkeit könnte auch für jede Reform eine Rolle spielen.

Im Interview mit Oliver Hillel, dem früheren Direktor des Internationalen Jahres des Ökotourismus, werden einige wichtige Fragen aufgeworfen. Er meint, die Tourismuswirtschaft “zögert, sich auf die wirklichen Nachhaltigkeitsanliegen einzulassen”. Es mangele an einer Diskussion über die Verteilung des wirtschaftlichen Nutzens und über Veränderungen beim Verbrauch natürlicher Ressourcen.

Diese Sammlung an Beiträgen deutet darauf hin, dass es bereits ein Netzwerk informierter Menschen gibt, denen es ein Anliegen ist, in der Tourismuswirtschaft positive Veränderungen zu bewirken. Wir brauchen eine Kampagnenorganisation wie ECOT, die uns die Richtung weist. Sie ist wie ein Moskito für die Tourismuswirtschaft, der die Einhaltung von Regeln mit seinem Stachel einfordert. Die Tourismuswirtschaft braucht eine Moskito-Organisation wie ECOT, die dafür sorgt, dass sie ehrlich bleibt. Unsere Arbeit hat keinen Anfang und kein Ende.

Ron O'Grady ist Pfarrer aus Neuseeland. Er spielte bei der Entstehung der ECTWT eine wichtige Rolle und war ihrer Arbeit seitdem immer eng verbunden. Er ist ein bekannter Autor, Gründer und Ehrenvorsitzender von ECPAT International.

Gekürzte Fassung des Beitrags “The End and the Beginning“ aus “Transforming Tourism/Re-forming Tourism“, Hg. Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT), Chiang Mai. In Vorbereitung, erscheint voraussichtlich im März 2008.

Übersetzung aus dem Englischen: Christina Kamp

(5.200 Anschläge, 71 Zeilen, März 2008)