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Das Afrika-Bild in deutschen Reisekatalogen

Garten Eden oder Garten Elend?


Reisekataloge heben die positiven Seiten des Urlaubsortes hervor und sollen eher verkaufsfördernd denn als Informationsmedien wirken. Die realen gesellschaftlichen und sozio-politischen Gegebenheiten des Reiselandes werden kaum dargestellt. Die Analyse von Katalogen deutscher Reiseveranstalter zeigt, dass die afrikanischen Länder südlich der Sahara vor allem als Safaridestinationen angepriesen werden. Der „schwarze Kontinent“ bietet herausragende natürliche und kulturelle touristische Attrak­tionen, auf die sowohl klassische Reiseveranstalter als auch so genannte Alternativ­veranstalter setzen.

Für die meisten afrikanischen Länder südlich der Sahara basiert die Wirtschaft auf dem Export von Rohstoffen, deren Preise instabil sind und immer wieder auf dem Weltmarkt entschieden werden, meist zu Ungunsten afrikanischer Länder. Zur Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur setzen diese Länder zunehmend auf Tourismus. Die UNWTO sieht in diesem Wirtschaftzweig ein enormes Potenzial, die Armut in afrikanischen Ländern zu reduzieren. Zwar steigen die internationalen Touristenankünfte in Afrika, aber verglichen mit Asien oder Lateinamerika ist der Kontinent außer dem nördlichen und südlichen Afrika touristisch noch wenig erschlossen. Eine der Ursachen dafür ist das schlechte Image Afrikas in den Quellmärkten Europas und Nordamerikas. Negativschlagzeilen prägen das Image des Kontinents in den deutschen Medien und schrecken potentielle Afrikaurlauber ab.

Erwartungsgemäß ist die Darstellungsweise der afrikanischen Länder südlich der Sahara in Reisekatalogen „freundlicher“ und „attraktiver“ als in den Medien. Besonders einige Alternativ- und Kleinveranstalter bemühen sich, in ihren Katalogen Land und Leute „authentisch“ zu präsentieren. Doch der Tourismus ist in erster Linie eine wirtschaftliche Aktivität, die vor allem auf dem Verkauf von Träumen und Sehnsüchten basiert. Selbst die wohlmeinenden Alternativveranstalter entziehen sich diesen Zwängen nicht.

Emotionen anzusprechen ist und bleibt der Rohstoff der Reiseindustrie. Aber wenn man Urlaubreisen als Instrument zur Völkerverständigung und zum kulturellen Aus­tausch betrachtet, ist die Verherrlichung des Kolonialismus, wie sie in einigen Katalogen vorkommt, inakzeptabel. Begriffe wie „koloniales Flair“ z.B. müssen reflektiert werden, und auch die Darstellungsweise von so genannten „indigenen Völkern“, deren Beschreibung sich in Reisekatalogen kaum von den Beschreibungen der Tierwelt unterscheidet. Außerdem kommen städtische Landschaften und Stadt­bewohner in Reisekatalogen selten vor. Dies verstärkt den Eindruck eines passiven und statischen Kontinentes und fördert die Herausbildung eines verzerrten Afrikabildes. Dieses Bild kann nicht im Interesse der Reiseindustrie liegen. Es birgt auch die Gefahr der Diskriminierung von Afrikanerinnen und Afrikanern in Deutschland.

Claude Tsafack studiert im Masterstudiengang Nachhaltiger Tourismus an der Fachhochschule Eberswalde und hat im Rahmen eines Projekt-Praktikums bei EED Tourism Watch das Afrika-Bild in deutschen Reisekatalogen untersucht.

(3.087 Anschläge, 40 Zeilen, März 2007)