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Chinesische Reisewarnungen

Menschenrechte in Malaysia haben keine Priorität


Seitdem Chinesen in großer Zahl in nunmehr 100 Länder reisen dürfen, gibt auch Beijing Reisewarnungen heraus, z.B. durch Sicherheitshinweise auf der Webseite ihres Außenministeriums. Noch sind die meisten in Gruppen unterwegs. Deshalb warnte die nationale Tourismusverwaltung Reiseveranstalter gezielt vor bestimmten Ländern. Darunter fanden sich Malaysia und die Schweiz. Der Grund: Zu viele chinesische Touristen seien dort überfallen und bestohlen worden.

Wie der englischsprachigen Tageszeitung The China Daily am 23. August weiter zu entnehmen war, hatten nach den Anschlägen in England und Ägypten mehrere Gruppen ihre Reise storniert. Der Anti-Terror-Experte Li Mei riet seinen Landsleuten, Selbstverteidigung zu erlernen, immer auf der Hut zu sein, Menschenmassen zu meiden und die Telefonnummer der nächsten chinesischen Botschaft stets griffbereit zu haben. Li Mei ist außerdem der Ansicht, dass preiswertere Hotels möglicherweise sicherer seien als Luxushotels, die eher als Zielscheibe dienten.

Dass vor der Schweiz gewarnt wird, mag uns seltsam erscheinen. In Malaysia jedoch sei die Zahl chinesischer Touristen in diesem Jahr deutlich zurückgegangen, meldete die BBC. Nach einer ganzen Reihe von Belästigungen und (willkürlichen) Verhaftungen entschuldigte sich der malaysische Innenminister Azmi Khalid am 6. Dezember persönlich bei der Regierung in Beijing. Diese hatte zuvor eine offizielle Beschwerde über Schikanen ihrer Bürger eingelegt, nachdem heimlich gedrehte Bilder weltweit im Fernsehen ausgestrahlt worden waren. Sie zeigten eine chinesische Besucherin, die nackt in einer Polizeizelle zu zahlreichen Kniebeugen gezwungen wurde. Das sei Routine, hieß es. Nach anfänglicher Vertuschung brachte schließlich der Minister für Innere Sicherheit, einer der Vize-Premiers, das Fass zum Überlaufen. Er empfahl "Ausländern, die meinen, die malaysische Polizei sei zu grausam, in ihre eigenen Länder zurückzukehren".

Das Land umwirbt mit dem Slogan "Malaysia - truly Asia" nicht nur wohlhabende westliche Touristen, sondern verstärkt auch Muslime aus reichen arabischen Staaten, die sich in jüngster Zeit mit Reisen in die USA und nach Europa zurückhalten.

 

-tü-

 

 

(2.183 Anschläge, 28 Zeilen, Dezember 2005)