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Aus anderer Sicht: Sicherheitshinweise - Reisewarnungen - Travel Advisories - Travel Alerts

Sicherheitshinweise - Reisewarnungen - Travel Advisories - Travel Alerts


Seit dem 11. September 2001 ist unsere Welt nicht nur unsicherer geworden, sondern auch ungerechter. Zu diesem Schluss sind viele Reiseländer gekommen, die sich seither durch Sicherheitshinweise oder gar Reisewarnungen selbst bedroht fühlen. Sie werfen den westlichen Ländern und Japan eine Doppelmoral vor. Warnten sie nach dem Terroranschlag in Madrid vor Spanien? Welches Außenministerium rät von Israelreisen ab? Wer warnt vor den USA? Touristen wurden nach dem 11. September sogar explizit aufgefordert, aus Solidarität New York zu besuchen, obwohl dort zehnmal mehr Menschen umkamen als in Bali, darunter sehr viele Ausländer. Sie beklagen auch, dass die Reisehinweise häufig zu pauschal und unspezifisch seien und nicht ausreichend aktualisiert würden. Das ganze System seisubjektiv, nicht sehr fair und zeige geographische Schwächen.

"Im Unterschied zu europäischen und anderen Industrieländern geben chinesische und indische Regierungen nicht jedes Mal amtliche Verlautbarungen heraus, wenn in südostasiatischen Ländern politische Probleme entstanden sind", meint Imtiaz Muqbil, Fachjournalist aus Bangkok."Man reagiert hier zunehmend irritiert auf westlicheWarnungen, auch weil sie zu großen wirtschaftlichen Verlusten führen". Besonders betroffen durch Travel Alerts waren Kenya, Jordanien, Gambia und Bali.

Irritiert waren auch die USA, als Indonesien nach dem 11. September vor Reisen dorthin warnte, oder Großbritannien, als asiatische und einige andere Länder wegen der Maul- und Klauenseuche oder Rassenunruhen von Reisen abrieten. Doch das waren Ausnahmen.

"Travel alerts" gab es schon vor dem 11. September. Vor allem die US-Amerikaner überfluteten damit ihre im Auslandlebenden Bürger. Viele dieser "Expats" nahmen sie kaum noch ernst. Das änderte sich, als Terroranschläge eine tatsächliche neue, nicht fassbare Größe wurden. Andere Länder bauten ihren Service nach dem 11.September aus und bieten auf ihren Websites Informationen an, z.B.die USA, Großbritannien, Australien, Japan, Österreich und die Schweiz.

Das deutsche Auswärtige Amt veröffentlicht Reisewarnungen und Sicherheitshinweise. Nach Reisewarnungen können Pauschaltouristen ihre Reise kostenlos stornieren. Seit August 2001warnte das AA kurzzeitig u.a. vor Bosnien-Herzogowina, Mazedonien,Pakistan, der Elfenbeinküste, dem Jemen, vor Venezuela und Bolivien, langfristig vor Afghanistan, Haiti, Irak, der Demokratischen Republik Kongo (ehem. Zaire), Liberia, Somalia und der Zentralafrikanischen Republik. Daneben gibt es Sicherheitshinweise für etwa 110 Länder, darunter auch die USA und mehrere EU-Partnerländer. Man mache "grundsätzlich keinen Unterschied zwischen Entwicklungsländern und anderen Ländern". DieSchweiz beispielsweise publiziert auf ihrer Internet-Seite Reisehinweise zu über 150 Ländern, Australien zu über 130.

Unklar bleibt dabei, woher vor allem die kritischen Hinweise im Einzelnen stammen. Federführend sind in der Regel die Botschaften, die die Informationen vor Ort zusammentragen. Es fehlt die Transparenz. Die Autorin verfolgt seit Jahren regelmäßig die Hinweise für Nepal. Dabei fiel ihr auf, dass die Informationen, die die Hauptstadt betreffen, akkurat sind. Hinweise außerhalb Kathmandus weisen jedoch erhebliche Schwächen auf und es wurde deutlich, dass die geographischen Kenntnisse der Botschaft nicht ausreichen. Anstatt sich bei örtlichen Trekkingveranstaltern genau zu informieren - mangels Straßen kann man sich in weiten Teilen nur zu Fuß umsehen - , wurden über sehr lange Zeiträume unzutreffende Angaben gemacht. So warnte man vor zwei Orten ohne zu bemerken, dass es sich um ein und dasselbe Städtchen in verschiedenen Schreibweisen handelte. Das erweckt Zweifel an der Zuverlässigkeit. Die Angaben über Trekkinggebiete sind vage, ungenau und werden kaum aktualisiert. Doch zum Glück sind Touristen nicht allein auf diese Seiten angewiesen.

Webseiten der Außenministerien zum Vergleich:

AA: www.auswaertiges-amt.de, Schweiz: www.eda.admin.ch/Reisehinweise, Österreich: www.aussenministerium.at/Service, GB:www.fco.gov.uk/travel,USA: http://travel.state.gov/travel, Australien: www.dfat.gov.au

(4.119 Zeichen, 49 Zeilen, Oktober 2004)