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6. Europäisches Tourismus-Forum in Portugal

Im Zeichen der Nachhaltigkeit


Sprichwörtlich in letzter Sekunde wurde in Portimão der Arade Pavillon fertig gestellt, das bedeutendste Konferenzzentrum an der Algarve, um Ende Oktober 2007 das 6. Europäische Tourismus-Forum zu eröffnen. Dieses Jahr stand das Thema Nachhaltigkeit und Wettbewerbsfähigkeit von Destinationen im Mittelpunkt der Konferenz, die jährlich von der Europäischen Kommission veranstaltet wird.

Die Rahmenbedingungen lieferte die Europäische Kommission mit ihrer Agenda für einen nachhaltigen und wettbewerbsfähigen europäischen Tourismus. Die Bedeutung dieser Kampagne wurde durch den Beitrag des Vize-Präsidenten der Europäischen Kommission, Günther Verheugen, unterstützt. Im Rahmen des Pilotprojektes „European Destinations of Excellence“ (EDEN) wurden zehn ausgewählte ländliche Gebiete für ihr herausragendes nachhaltiges Destinationsmanagement ausgezeichnet.

Unter der Überschrift „Nachhaltiges Management touristischer Destinationen“ diskutierte ein hochkarätiges Publikum einen Tag lang über den Schutz von Natur- und Kulturerbe, über Abfall- und Ressourcenmanagement sowie über Nachhaltigkeitsmanagement. Dabei ging es auch um die Sozialverantwortung von Unternehmen.

Die drei Vortragenden kamen aus verschiedenen Sparten der Reisebranche und zeigten dementsprechend unterschiedliche und auch kreative Ansätze zum Thema Sozialverantwortung von Unternehmen auf. Wolf-Dieter Zumpfort, Direktor der TUI AG Büro Berlin, startete mit einem positiv motivierenden Vortrag über die Maßnahmen, die ergriffen werden können, um das Bewusstsein für Nachhaltigkeitsthemen in der Branche und bei den Kunden zu erhöhen. Er erklärte, dass Umweltstandards einen hohen Stellenwert bei der Reiseentscheidung europäischer Touristen hätten und man ihnen nun auch noch erklären müsse, dass Umweltmaßnahmen ihren Preis hätten. Dennoch sollte man Touristen nicht die Lust am Reisen nehmen, denn Nachhaltigkeit liege doch überwiegend in der Verantwortung der Reiseunternehmen.

Zumpfort empfahl, CSR-Maßnahmen umzusetzen und auch dem Kunden gegenüber zu kommunizieren. Besonders am Herzen lag ihm die Absicherung der Saisonarbeiter. Er sieht die Probleme, die Mitarbeiter wie auch Unternehmen haben, saisonbedingte Tiefs zu überbrücken und ruft auf, Verantwortung zu übernehmen.

Die Präsidentin des irischen Restaurantverbandes, Gina Murphy, zeigte, wie mit der innovativen Geschäftsidee „Organic Food-Tourism“ (Bio-Nahrung und Tourismus) versucht wird, Saisonarbeit in Irland zu überwinden. Ella Niia, Präsidentin des schwedischen Hotel- und Restaurant-Arbeitnehmerverbandes, vertrat den Standpunkt, dass eine nachhaltige Destination nur entstehen könne, wenn die Attraktivität der Arbeitsplätze im Tourismus und dementsprechend auch die Fortbildung der Arbeitnehmer von zentraler Bedeutung für die Entscheidungsträger seien. Sie versteht unter Sozialverantwortung, dass hochwertige Produkte von hoch motivierten Mitarbeitern angeboten werden. Um das zu erreichen, müsse ein kontinuierlicher Dialog zwischen Arbeitgebern, Arbeitnehmern und Entscheidungsträgern in den Regionen geführt werden.

Die zentrale Botschaft der Diskussion war deutlich und auch überraschend. Während sich bei anderen Anlässen die Reisebranche gerne „versteckt“, wenn es um soziale Verantwortung geht und die Verantwortung auf andere, wie z.B. die Politik, schiebt, zeigten sich hier Branchenvertreter hoch motiviert, selbst aktiv zu werden und die Probleme beim Schopf zu packen. Dass nicht nur kleine Nischenunternehmen, sondern auch Großunternehmen mit gutem Beispiel voran gehen, könnte andere Unternehmen motivieren, sich dieser sozialen Bewegung anzuschließen. Fast stolz auf das eigene Engagement schloss Zumpfort die Sitzung: „Selbstverständlich sind wir in der Lage, unsere CO2- Emissionen auszuweisen!“.

Die „CSR Reporting Initiative for Tourism“, eine Initiative der Kontaktstelle für Umwelt und Entwicklung (KATE-Stuttgart) in Kooperation mit EED-Tourism Watch, dem „Forum anders reisen“ und dem europäischen Gewerkschaftsverband UNI Europa, wurde im Ausstellungsbereich der Konferenz erstmals präsentiert. Die Initiative, die einen Leitfaden zum CSR-Berichtswesen im Tourismus erstellt hat, wurde von der Europäischen Kommission gefördert. Reiseveranstalter wie Aventerra und INTI Tours stellten ihren ersten Nachhaltigkeitsbericht vor.

Das 6. Europäische Tourismus-Forum ließ erkennen: Das Thema Nachhaltigkeit – hier vor allem die sozialen Fragen der Nachhaltigkeit – ist längst nicht mehr nur ein Spartenthema der Tourismuskritiker, sondern auch auf europäischem Tourismus-bankett salonfähig geworden.

Die Ergebnisse der Konferenz ebenso wie die Vorträge und Webstreams sind auf den Webseiten http://ec.europa.eu/enterprise/services/tourism/ forum_algarve_2007.htm und www.etfportugal2007.pt/welcome/intro_en.asp abrufbar.

(4.780 Anschläge, 64 Zeilen, Dezember 2007)