Anhand von 21 Tiefeninterviews mit Studienteilnehmern in der Metropolregion Reykjaviks zeigen die Autorinnen und Autoren, dass sich die gesellschaftlichen Erwartungen und das normative Verständnis von Flugreisen verändern. Zum einen zeigen die Ergebnisse, dass Fliegen mittlerweile so weit verbreitet ist, dass Menschen, die nicht fliegen, gesellschaftlichem Druck ausgesetzt sind. Zum anderen zeigt sich, dass die steigende Bewusstheit über die klimaschädliche Wirkung des Fliegens dazu führt, dass sich die Normen für die Rechtfertigung von Flugreisen ändern. Die Autorinnen und Autoren zeigen eindrucksvoll, wie Menschen Strategien „moralischer Loslösung“ anwenden, indem sie ihr Flugverhalten von dem anderer abgrenzen, um die Sinnhaftigkeit ihrer Flugreisen zu rechtfertigen. So möchten sich Reisende beispielsweise vom Massentourismus abgrenzen und argumentieren, dass sie fliegen, um authentische, sinnvolle oder bildende Reiseerlebnisse zu ermöglichen.
Das Forschungsteam argumentiert ferner, dass die Unterscheidung zwischen exzessiven und notwendigen Flügen zwar notwendig ist, um die Nachfrage insgesamt zu senken. Doch die in der Studie feststellbaren Formen der sehr subjektiven, selektiven Sanktionierung sind insbesondere aus Sicht von Klimagerechtigkeit problematisch.
Zuletzt diskutieren die Autorinnen und Autoren eine Reihe von Policy-Optionen. Beispielsweise argumentieren sie, dass der sich verändernde normative Rahmen auch Möglichkeiten bietet, den Trend umzukehren. Denn der Wunsch nach authentischen und bildenden Reiseerlebnissen kann genutzt werden, um weniger CO2-intensive Reisemöglichkeiten zu fördern, die ähnliche Erlebnisse ermöglichen.