Als die zweite Auflage dieses taz-Reiseführers in den Druck ging (Erscheinungsmonat war Januar 2020), befand sich Deutschland noch in einem Findungsprozess zwischen Fernreise-Verlangen, business-as-usual sowie grenzenloser Reisefreiheit auf der einen Seite und Fridays for Future, Veränderungslust und Beharrungsfrust auf der anderen Seite. Damals wiegten sich noch die meisten in der schon damals falschen Prä-Corona-Naivität, dass schon immer alles so bleiben werde, wie bisher.
Dem war nicht so und der taz-Reiseführer, der bereits veröffentlichte Reisereportagen aus allen Winkeln der Republik zusammenstellt, kommt zu einer Zeit, in der so viele Menschen Urlaub in Deutschland planen, wie lange nicht mehr. An einigen Stellen wird es im Sommer wohl sehr voll werden. Umso besser, dass die fast 200 Seiten zeigen, dass es auch in Deutschland Orte „off the beaten track“ gibt. Man muss nicht die eingetrampelten Pfade wählen, die Reisegruppen nutzen würden, die das erste Mal einen Ort besuchen und nur ein paar Stunden Zeit haben.
Typisch taz geht es auch in den Reisereportagen mehr um die Menschen, als um touristische Stätten. Wo Tipps zum Übernachten oder Essen gegeben werden, kann man sich darauf verlassen, dass es besondere Orte sind - mit lokaler Verwurzelung, besonderem Flair oder einem Nachhaltigkeitsversprechen. Und überhaupt: mehr als Hotels oder Gaststätten werden in dem Buch Begegnungsstätten, lokale Manufakturen oder Bildungsangebote vorgestellt. Es bestand auch vorher keine Sorge, dass man sich im Urlaub in Deutschland langweilen könnte – nun aber ist klar, dass es hier wirklich genug zu entdecken gibt und nicht alle an denselben Ort reisen müssen.