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Zwölf goldene Regeln für den Auslandsreisenden!

Fundsache von 1955


  1. Vergiss es nie: In Deutschland bist Du ein Deutscher unter Millionen, im Ausland aber bist Du „Der Deutsche“, nach dessen Worten und Taten der Fremde das Bild Deiner Nation formt.
  2. Verheimliche nicht, dass Du von deutschen Eltern stammst, aber sorge dafür, dass der Ausländer von dieser Tatsache angenehm berührt wird.
  3. Bist Du der törichten Ansicht, im Ausland sei alles schlechter als zu Hause, dann bleibe daheim. Glaubst Du, in der Fremde sei alles besser, dann kehre nicht wieder zurück.
  4. Ziehst Du durch fremde Länder, dann sorge dafür, dass sie von Deiner Schweigsamkeit widerhallen, je stiller Du bist, um so lauter werden die anderen reden.
  5. Kleide Dich so, dass Dich niemand bemerkt, aber setze Dir keinen Fez auf.
  6. Singe gern, wenn man Dich darum bittet, aber singe nur dann!
  7. Suche nicht dort aufzutrumpfen, wo Dir der Fremde überlegen ist, wo Du aber überlegen bist, lasse Dich lächelnd besiegen, auf dass Du verlässliche Freunde gewinnst.
  8. Denke daran, dass nur die Namen der Tugenden und Laster in andere Sprachen übersetzt werden können. Was sie wirklich bedeuten, musst Du in jedem Lande von neuem erfahren.
  9. Was Dir bei fremden Völkern merkwürdig vorkommt, bemühe Dich zu verstehen. Gelingt Dir das nicht, so suche den Grund dafür zuletzt bei den anderen.
  10. Erhebe im Ausland den Finger nur, um zu lernen, nie um zu lehren!
  11. Sei auf Reisen sparsam, aber nicht geizig, trinke weniger als der Gastgeber, damit Dir um so mehr Zeit bleibt, seine Gastlichkeit zu rühmen.
  12. Der Fremde mag sich noch so sehr vermummen in allerlei nationale Trachten: In der Stunde der Gefahr vergiss nicht, dass auch er nur ein Mensch ist wie Du!

Entdeckt von Maria Kanzlerski aus Bonn. Die goldenen Regeln klebten als amtliche Beilage in einem "Familienreisepass für das In- und Ausland" des Einwohnermeldeamtes Gelsenkirchen. 1955 wurde noch die gesamte Familie in einen einzigen Pass eingetragen.

(1.961 Anschläge, 52 Zeilen, März 2003. Quelle: Der Trotter" Nr. 104)