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Tourismus auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung 2002 in Johannesburg: Ein Schritt vor und zwei zurück

Entwicklungs- und Umweltorganisationen verlangen umfassendere Maßnahmen und deren Umsetzung


Entgegen ursprünglichen Erwartungen von Fachleuten erhält der Tourismus im Entwurf zum "Draft Plan of Implementation“, der auf dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung (WSSD) vom kommenden August in Johannesburg verabschiedet werden soll, nun doch einen gewissen Stellenwert mit einem eigens ihm gewidmeten Paragraphen und konkreten Empfehlungen.

Entwicklungs- und Umweltorganisationen aus verschiedenen Ländern Europas begrüßen, dass der Tourismus somit in die Weiterarbeit zur Agenda 21 der Umweltkonferenz von Rio 1992 einbezogen wird. Gleichzeitig drücken sie in einem offenen Brief an UNO-Generalsekretär Kofi Annan und den WSSD-Generalsekretär Nitin Desai ihre Besorgnis aus, dass die für den Tourismus vorgeschlagenen Maßnahmen in keiner Weise eine nachhaltige Entwicklung zu sichern vermögen. Sie fallen im Gegenteil weit hinter das Arbeitsprogramm zum Tourismus zurück, das die Kommission für Nachhaltige Entwicklung (CSD) auf ihrer 7. Sitzung im April 1999 unter Einbezug aller interessierten Parteien (Stakeholders) beschlossen hat. Die CSD 7-Resolution mit dem Arbeitsprogramm zum Tourismus, das 2002 hätte evaluiert werden sollen, findet im Entwurf zum "Draft Plan of Implementation“, der auf der Vorbereitungskonferenz des WSSD im Juni in Bali ausgearbeitet wurde, nicht einmal Erwähnung.

Die europäischen Entwicklungs- und Umweltorganisationen fordern, dass die im Umsetzungsplan von Johannesburg zentral gestellte Forderung nach öffentlichen und privaten Auslandsinvestitionen für die Tourismusförderung ersetzt wird durch die Förderung einer breit abgestützten, partizipatorischen Tourismusentwicklung. Diese kann nur nachhaltig werden, wenn sie auch bislang benachteiligte Bevölkerungsgruppen an Entscheidungen und Ertrag beteiligt, wie dies in der CSD 7-Resolution bereits vorgezeichnet wurde. Gleichzeitig muss die eingeengte Sichtweise auf das nach wie vor unklare, problematische Nischensegment "Ökotourismus“, die im "Draft Plan of Implementation“ für Johannesburg vorgebracht wird, erweitert werden auf sämtliche Formen des Tourismus, die insgesamt nachhaltig auszugestalten sind. Der Tourismus soll zudem integraler Bestandteil der nationalen Nachhaltigkeitsstrategien werden, dies unter voller Berücksichtigung der Tatsache, dass eine Nachhaltigkeitspolitik im Tourismus eine sektorübergreifende Aufgabe darstellt, welche auch die Auslandsreisen der Bevölkerung miteinbezieht.

Gerade weil der Tourismus eine Querschnittsaufgabe der Politik ist, können Maßnahmen zum Tourismus nicht allein im Bezug auf Schutz und Management von natürlichen Ressourcen des Umsetzungsplanes von Johannesburg vorgeschlagen werden, sondern betreffen auch andere Themenbereiche: So braucht es im Rahmen der "Armutsbekämpfung“ Empfehlungen für die Erarbeitung und Ausführung spezifischer Strategien, damit der Tourismus effektiv einen Beitrag zur Überwindung der Armut leistet. Im Bereich "nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster“ sind Maßnahmen zur Reduktion der klimaschädigenden Emissionen aus dem Reise- und Flugverkehr notwendig sowie zur Umlagerung der Kosten nach dem Verursacherprinzip. Ebenso wichtig sind hier die Empfehlungen für Informations- und Bewusstseinsarbeit bei Reisenden und KonsumentInnen, die mit ihren Entscheidungen ganz wesentlich zur Nachhaltigkeit im Tourismus beitragen können.

In ihren Forderungen verweisen die Umwelt- und Entwicklungsorganisationen auf das Dokument "Rio+10: Rote Karte für den Tourismus?“ der AG Rio+10 von DANTE, das kurz und prägnant Aufschluss über die notwendigen Anforderungen an eine nachhaltige Entwicklung des Tourismus gibt und bereits für die Schlussresolution des Weltgipfels zum Ökotourismusjahr von Quebec im Mai 2002 wichtige Impulse geliefert hat.

Der offene Brief ist unterzeichnet von DANTE, der Arbeitsgemeinschaft für Nachhaltige TourismusEntwicklung (mit Mitgliedern aus Deutschland, Österreich und der Schweiz) sowie TEN - Tourism European/Ecumenical Network (dem Organisationen aus acht europäischen Ländern angeschlossen sind); mitgetragen wird das Schreiben auch von ECOT - Ecumenical Coalition on Tourism in Hong Kong. Hier zum Downlad