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Sünde Billigflug - atmosfair.com ermöglicht "Ablass"


Für 50 Euro nach Rom, für 300 Euro in die Karibik. Während die Preise für Flüge immer weiter sinken, hat sich an der Umweltschädlichkeit wenig geändert. Die Kosten für die Umwelt sind in den Preisen nicht eingerechnet. Darum gaben Bundesumweltminister Jürgen Trittin und der Leiter des UN-Umweltprogramms, Klaus Töpfer, in Berlin den Startschuss für eine neue Initiative zum klimabewussteren Fliegen. Über die Internetplattform "atmosfair" kann der Flugreisende künftig Verantwortung für den Klimaschaden übernehmen, den er durch seinen Flug mitverursacht.

Ein Emissionsrechner ermittelt die verursachte Menge Kohlendioxid. Gleichzeitig wird berechnet, wie viel es kostet, eine vergleichbare Menge anderswo in der Welt einzusparen. Diese Summe kann dann per Mausklick oder Banküberweisung für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern gespendet werden. So bekommen beispielsweise zwölf indische Großküchen in Tempeln, Kliniken und Schulen moderne Solaranlagen und müssen nicht mehr mit Holz und Petroleum kochen. Die Universität von Rio de Janeiro wird künftig ihren Müll in umweltfreundlichen Strom verwandeln.

Ein Urlaubsflug nach Mallorca etwa verursacht laut Emissionsrechner 560 Kilo CO2 - fast die Hälfte von dem, was ein Inder im Schnitt das ganze Jahr über durch seinen Energieverbrauch in die Atmosphäre pustet. Wer "sein" Treibhausgas wieder ausgleichen will, zahlt insgesamt zehn Euro für Hin- und Rückflug. Billiger sind innerdeutsche Kurzstrecken: Zwischen Frankfurt und Berlin fallen für immerhin 160 Kilogramm CO2 acht Euro an, aber auf Kurzstrecken sollte man ohnehin die Bahn vorziehen. Für den Flug von Berlin nach Nairobi veranschlagt der Emissionsrechner 4.260 Kilogramm Kohlendioxid. Das ist gut doppelt so viel, wie ein Autofahrer in einem Jahr verursacht.

Trittin betonte, es gehe nicht darum, "den Menschen das Fliegen zu verleiden". Vielmehr werde ein Angebot geschaffen, die "klimaschädlichen Folgen der eigenen Flugreise freiwillig zu kompensieren". Auch der am Projekt beteiligte Verbandspräsident des "forum anders reisen", Roland Streicher, sagte, die Schäden würden zwar nicht vermieden, doch das Bewusstsein der Reisenden könne geschärft werden.

Mit an Bord von www.atmosfair.com sind außerdem die Umweltorganisation Germanwatch und die Firma 500ppm.

-tü-

(2.413 Anschläge, 27 Zeilen, Juni 2004, Quellen: www.SWR.de, www.bmu.de, www.taz.de)