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Plantagen für Biosprit schüren Hungerkatastrophe in Äthiopien


Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der Regierung Äthiopiens vor, mit einer verfehlten Landwirtschaftspolitik die Hungerkatastrophe am Horn von Afrika zu verschärfen. "Statt der Nahrungsproduktion absoluten Vorrang zu geben, setzt Äthiopien auf die Erzeugung von Biosprit und den Anbau von Blumen für den Export", kritisiert der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "So werden Kleinbauern und Nomaden von ihrem Land vertrieben oder zum Verkauf ihrer ohnehin kleinen Parzellen an zumeist ausländische Investoren gedrängt." In Äthiopien seien durch eine lange Dürreperiode und geringe Regenfällen während der beiden letzten Regenzeiten nicht nur die Folgen des Klimawandels zu spüren. Die verheerenden Konsequenzen der Naturkatastrophe würden durch die Exportpolitik der Regierung noch zusätzlich verschärft.

Besonders katastrophal seien die Folgen des Biosprit-Booms, sagte Delius. "Obwohl Millionen Äthiopier hungern, will die Regierung nun 2,7 Millionen Hektar Land an Investoren verpachten, die darauf Energiepflanzen wie Jatropha, Ölpalmen, Rizinus oder Zuckerrohr anbauen wollen." Mehr als 2.000 Unternehmen aus China, Indien, Saudi-Arabien und anderen Staaten hätten bereits investiert. Auch eine Tochterfirma eines Münchener Unternehmens plane Plantagen für Biodiesel auf 200.000 Hektar Land der unterdrückten Bevölkerungsmehrheit der Oromo. Eine Plantage von 15.000 Hektar habe die Firma bereits eingerichtet. Dafür würden Wälder gerodet, die für das Klima und die Bodenerhaltung wertvoll seien.

Äthiopiens Regierung behauptet, der Ausbau der Biosprit-Plantagen gefährde nicht die Nahrungsmittelproduktion, da nur landwirtschaftlich nicht genutztes Land verpachtet werde. "In zahlreichen Fällen konnte jedoch nachgewiesen werden, dass das Land zuvor noch von Kleinbauern und Nomaden genutzt wurde." So hätten Afar-Nomaden 80 Prozent des fruchtbaren Landes im Awash-Tal an eine Zuckerrohr-Plantage verloren. Mindestens 330.000 Hektar wurden im Zentrum, im Süden und im Westen Äthiopiens bereits für Biodiesel-Projekte verpachtet, obwohl in diesen Gebieten die Hungerkatastrophe besonders gravierend sei.

Weitere Informationen: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V., http://www.gfbv.de/

-ck-

(2.255 Anschläge, 30 Zeilen, Dezember 2009)