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Öffentliche Anhörung im Deutschen Bundestag

Flughafenausbau als Lösung zur CO2-Reduktion?


Die Auswirkungen des Klimawandels auf den Tourismus waren Thema einer öffentlichen Anhörung des Tourismusausschusses im Deutschen Bundestag Anfang Mai 2007 in Berlin. Die Ausschussmitglieder wollten mit Sachverständigen klären, welchen Herausforderungen die Branche gegenüber steht und welchen Beitrag sie zum Klimaschutz leisten kann. Von ″mehr fliegen″ bis ″weniger fliegen″ oder ″wenn schon fliegen, dann wenigstens atmosfair″ wurden die Argumente gestützt. Auch, ob man noch gegen den Klimawandel ankämpfen sollte oder sich nicht gleich schon den Auswirkungen anpassen sollte, wurde diskutiert.

Dietrich Brockhagen, Leiter von Atmosfair, sieht im Vermeiden von Flügen den einzig wirksamen Beitrag zum Klimaschutz. Technologischer Fortschritt allein sei keine Lösung, da die Buchungsraten schneller steigen, als die Technik nachkomme. Wolf Michael Iwand, Leiter der Umweltabteilung der TUI, sieht im Klimawandel auch eine Klimawende. Es müsse keine Klimahysterie mehr geben, sondern man müsse auf­zeigen, dass jeder etwas tun könne. Die Lösung liege nicht im Verzicht, sondern im Wachstum und neuen Technologien. Edgar Kreilkamp, Universität Lüneburg, hält die Bevormundung von Touristen für falsch. Die freien Marktkräfte müssten entscheiden.

Stefan Ott vom Arbeitskreis Freizeit/Sport/Tourismus des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert Änderungen im Reiseverhalten, umweltverträglichere Transportmittel und weniger Flugverkehr. Er sieht die Reisebranche in der Verantwor­tung. Da Fliegen so billig ist, locke es erst die Kunden. Um die klimaschädlichen Aus­wirkungen des Fliegens zu reduzieren, müsse man die Preise erhöhen. Rolf Pfeifer, Geschäftsführer des ″Forum anders reisen″ stimmt zu, dass Fliegen teurer werden muss – jedenfalls so teuer, dass die dadurch entstehenden Umweltkosten gedeckt werden und die Wettbewerbsverzerrung zwischen Bahn, Bus und Flugzeug aufgehoben wird.

Musik in den Ohren der Tourismuswirtschaft war der Beitrag von Professor Hans von Storch, Direktor des Instituts für Küstenforschung in Geesthacht. In der Klimadebatte würden alle nur vom Schutz des Klimas reden, aber nicht vom Schutz vor dem Klima. Bisher frage man nur nach Linderung, nicht nach Anpassung. Man rede darüber, dass der Klimawandel abgeschwächt werden solle, aber man müsse auch darüber reden, wie man den Tourismus schützen und anpassen könne. Tanja Wielgoß, Geschäfts­führerin des Bundesverbandes der deutschen Fluggesellschaften, steigt in den Chor ein. Sie sieht in der Mobilität einen Fortschritt. Durch eine effizientere Infrastruktur auf den Flughäfen könnten CO2-Emmissionen eingespart werden. Als Lösung zur CO2-Reduktion sieht sie u. a. den Ausbau des Frankfurter Flughafens an, der Kapazitätsengpässe habe. Bisher würden Flugzeuge in der Warteschleife hängen und dabei CO2-Emissionen verursachen. Durch einen Ausbau der Flughäfen könnten zwölf Prozent Kerosin eingespart werden, meint Wielgoß.

Aus den Reihen der CDU/CSU gab es zum Ausbau des Flughafens große Zustimmung. Auch die Autobahnen müssten ausgebaut werden, damit Autofahrer keine Umwege mehr fahren müssen, um Staus aus dem Weg zu gehen, meint Klaus Brähmig, MdB (CDU/CSU). Um CO2 einzusparen, müsse man schneller ans Ziel kommen – und dazu mehr Infrastruktur schaffen.

Sabine Minninger ist Diplom-Geografin und arbeitet im Auftrag des EED und der Ecumenical Coalition on Tourism (ECOT) zu Klimaschutz und Katastrophenvorsorge im Tourismus.

(3.427 Anschläge, 46 Zeilen, Juni 2007)