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Nachruf auf Paul Gonsalves

Lächeln, auch während wir leiden


Als 1984 die neue gegründete Ecumenical Coalition on Third World Tourism (ECTWT) ihre erste Konferenz in Chiang Mai, Thailand, abhielt, nahm daran auch ein junger Inder teil. Mit 27 Jahren war Paul Gonsalves der jüngste Teilnehmer. Mit seinem Enthusiasmus und seiner Energie begeisterte er die Gruppe, erinnert sich Peter Holden, damaliger Geschäftsführer der ECTWT. Scharf habe Paul einen Landsmann kritisiert, der erwartete, die Teilnahmegebühr erlassen zu bekommen: „Wir kommen zwar aus einem armen Land mit einer schwachen Währung, aber wir sind auch Menschen mit Würde und Stolz. Wir sind keine Bettler und wollen der Welt auf derselben Basis gegenübertreten, wie andere auch – egal, was es uns kostet, und wir werden lächeln, auch während wir leiden.“

Eines der wohl wichtigsten Ereignisse in Folge der Konferenz von Chiang Mai war die Gründung von „Equitable Tourism Options” (Equations) in Indien, die Paul bald darauf auf den Weg brachte. Bis 1993 blieb er Koordinator von Equations, danach wurde er Mitglied des Vorstands. Er machte die zunächst kleine Organisation mit einem winzigen Büro in Bangalore zu einer zivilgesellschaftlichen Kraft, mit der man rechnen musste – nicht nur im Tourismus in Indien, sondern auch in der internationalen tourismuskritischen „Szene“. Equations wurde zu einem wichtigen Partner von Tourism Watch, damals noch „Zentrum für entwicklungsbezogene Bildung“. Der Ecumenical Coalition in Thailand, heute ECOT, blieb er – zeitweise als fester Mitarbeiter – eng verbunden.

„Paul's Beitrag war von unschätzbarem Wert“, so Peter Holden. „Sein scharfer Verstand, seine Hartnäckigkeit, sein breites Wissen, sein echtes Interesse an anderen Menschen und sein Engagement, ihre Potenziale zu fördern, waren Pauls Stärke. Damit irritierte er die Behörden, kleine Beamte und engstirnige, nur auf ihren eigenen Vorteil bedachte Leute und forderte sie heraus.“

“Viele von uns werden Paul in Erinnerung behalten, nicht nur als einen brillanten Kopf sondern auch als einen aufrichtigen und herzlichen Menschen mit Neugier und Freude am Leben, und der Fähigkeit, aus schwierigen Situationen das Beste zu machen“, schreibt Rosemary Viswanath von Equations.

Paul Gonsalves starb am 27. Januar in Kolkata, Indien.

-ck-

(2.233 Anschläge, 29 Zeilen, März 2007)