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Kritik an Nachhaltigkeitspreis für die WestLB


Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) hat den „Sustainable Bankers of the Year Award“ 2006, einen Nachhaltigkeitspreis der Finanzzeitung „Financial Times“ und der International Finance Corporation, gewonnen. Die Jury hob hervor, dass es der WestLB in kürzester Zeit gelungen sei, das Thema Nachhaltigkeit im gesamten Unternehmen zu verankern. Noch vor wenigen Jahren stand die WestLB wegen ihrer Mitfinanzierung einer Rohölpipeline in Ecuador im Kreuzfeuer der Kritik.

2002 hatte die deutsche Entschuldungskampagne Erlassjahr.de der WestLB den „Hai des Jahres“ verliehen, für ihre „besonderen Verdienste um die Ausplünderung südlicher Staaten mittels Schuldner-Gläubiger-Beziehungen“. 2004 hatten die Nichtregierungsorganisationen Urgewald und Südwind in ihrer Studie „International und katastrophal - das Projektfinanzierungsgeschäft der WestLB“ aufgedeckt, dass die Finanzierung von Projekten in Entwicklungs- und Schwellenländern und in ökologisch und entwicklungspolitisch sensiblen Sektoren wie Öl, Gas, Bergbau und Energie ohne nennenswerte Umwelt- und Sozialstandards Tagesgeschäft der WestLB war.

Nach dem Erscheinen der Studie habe es eine Reihe von Gesprächen der WestLB mit Umwelt- und Menschenrechtsgruppen gegeben, und es habe sich etwas bewegt, berichtet Heffa Schücking (Urgewald), Mitautorin der Studie. Die WestLB habe, wie 40 andere Banken auch, Richtlinien für die Projektfinanzierung verabschiedet. „Die WestLB ist aber nach wie vor eine der weltweit führenden Banken im Öl- und Gassektor. Welche Umweltrichtlinien hier angewendet werden, ist zumindest für die Öffentlichkeit bisher nicht erkennbar", gibt Schücking zu bedenken. Eine aktuelle Studie des holländischen Profundo-Instituts vom Mai 2006 zeige, dass die Bank immer noch in Finanzierungen einsteige, die mit immensen Umweltproblemen und sozialem Sprengstoff behaftet sind. "So lange sich das Portfolio der WestLB im Öl- & Gasgeschäft und in anderen sensiblen Bereichen nicht wandelt, trifft ein solcher Preis den Falschen", so Schücking.

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( 2.143 Anschläge, 26 Zeilen, September 2006)

(Vgl. TW 21, Dez. 2000, "Neue Pipeline bedroht...", TW 23, Juni 2001, "Massive Proteste gegen Rohöl-Pipeline" und TW 41, Dez. 2005, „Huaorani stoppen Ölstraße…“)