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Klimawandel gefährdet Tourismus


Die weltweite Klimaveränderung stellt ein zunehmendes Risiko für die Tourismusindustrie, die Touristen selbst sowie die von ihnen abhängigen Wirtschaftszweige dar. Das gab die Welttourismusorganisation (UNWTO), Madrid, im November bekannt.

In einer Presseerklärung heißt es: "Der Klimawandel wird den Fremdenverkehr in zahlreichen Zielgebieten gefährden. Da viele touristische Aktivitäten direkt vom Wetter beeinflusst sind, und Versicherungen zunehmend für Naturkatastrophen aufkommen müssen, sind akkurate Wetterinformationen und die Vorhersage von extremen Klimaverhältnissen künftig besonders wichtig. Um Gefahren besser begegnen zu können, ist mehr Forschung und eine engere Koordination zwischen Regierungen und der Privatwirtschaft notwendig.

Tourismus kann nicht isoliert gesehen werden. Größere Veränderungen im Reiseverhalten werden erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschafts- und Sozialpolitik haben, beispielsweise bei Unterkünften, im Verkehr und in der sozialen Infrastruktur. Auch Zulieferer aus der Landwirtschaft bis hin zum Kunsthandwerk dürften davon betroffen sein.

Man darf niemals vergessen, dass der gesamte Outdoor-Tourismus, insbesondere Badeorte und Wintersportzentren, hochgradig und täglich von günstigen Wetterbedingungen abhängen. Unwetter, tropische Wirbelstürme und Überflutungen bedrohen die Gesundheit und Sicherheit der Touristen und gastgebenden Bevölkerung gleichermaßen und können Zielgebiete zerstören. Tritt ein solches Unglück ein, kann allein schon ein Imageschaden potenzielle Besucher abhalten, worunter die gesamte einheimische Wirtschaft zu leiden hat.

Der Klimawandel kann auch die Natur, die Hauptattraktion, nachteilig verändern - Zerstörung von Stränden und Korallenriffen, Schneemangel in den Bergen - und zu Wasserknappheit und -mangel vor allem in der Hochsaison führen.

In Bergregionen werden die Besucherzahlen mit großer Wahrscheinlichkeit zurückgehen. Verkürzt sich die Wintersaison, gibt es weniger Möglichkeiten für Anfänger. Stattdessen wird die Nachfrage nach Ressorts im Hochgebirge steigen, was wiederum den Druck auf die Umwelt verstärkt und zusätzlichen Schaden anrichten kann.

Badeorte am Meer könnten ebenfalls betroffen sein, wenn potenzielle Strandtouristen wegen zu großer Hitze einfach wegbleiben. Zieht es sie dafür in höhere, kühlere Lagen, könnte das wiederum der Natur in Berggebieten schaden.

Andererseits könnten veränderte klimatische Bedingungen der Tourismusindustrie aber auch neue Möglichkeiten eröffnen, beispielsweise durch steigende Besucherzahlen in der bisherigen Nebensaison".

Die UNWTO hat sich in der jüngsten Vergangenheit bereits intensiv mit dem Thema "Klimawandel und Tourismus" beschäftigt. Einzelheiten s. www.world-tourism.org.

Dazu gehörte auch die "First International Conference on Climate Change and Tourism" im April 2003 im tunesischen Djerba. Zum Abschluss entstand die "Djerba Declaration on Climate Change and Tourism", die sämtliche Beteiligten - von Regierungen über Forschung, NGOs und Verbraucher (Touristen) bis hin zur Tourismuswirtschaft zu umfassendem Handeln aufruft. Wir drucken sie - etwas gekürzt - als Zeitdokument mit neuer Aktualität im Anhang ab.

Auch die österreichische Organisation "respect - Institut für Integrativen Tourismus und Entwicklung" widmete sich in ihrer Zeitschrift "Integra 2/05" (Juli) schwerpunktmäßig dem Thema "Klimawandel und Tourismus". Sie beginnt mit dem Kopf-in-den-Sand-stecken-Zitat eines "hochrangigen Tiroler Touristenmenschen" aus dem Jahr 2002: "Wir haben eine andere Studie, die besagt, dass der Klimawandel nicht stattfinden wird".

Respect, Diefenbachgasse 36/3, 1150 Wien, Tel. 0043-1-8956245, Fax 8129789, office@respect.at, www.respect.at                                                            -tü-

(3.773 Anschläge, 55 Zeilen, Dezember 2005)

(Anm. d. Red.: Leider ist die UNWTO-Deklaration aus Djerba in der typisch gestelzten, aufgesetzten Sprache verfasst, die viele Deklarationen der Vereinten Nationen und ihr Umfeld auszeichnet. Selbst NGOs sind davor in Kampagnen-Papieren nicht gefeit, wohl um ihren Appellen einen offiziösen und/oder wissenschaftlichen Anstrich zu geben. Tatsächlich aber erschweren Worthülsen nur das Verständnis. Es war schon immer schwieriger, einfach und verständlich zu schreiben...)