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Kein Glückstreffer: Burma - "Kreuzfahrt ins Glück"


Mit einer „Kreuzfahrt ins Glück“ will das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF) ins neue Jahr starten. Dass dieser Film ausgerechnet in Burma spielt, hält die Burma-Initiative im Asienhaus nicht für einen Glückstreffer. Das Land werde „als traumhaftes Urlaubs­ziel dargestellt, ungeachtet der Tatsache, dass in Burma tagtäglich Angehörige ethnischer Minderheiten umgebracht, Gegner des Regimes verfolgt und inhaftiert wer­den“, heißt es in einem offenen Brief der Initiative an den Intendanten des ZDF, Markus Schächter. Das ZDF wird in dem Brief aufgefordert, ein differenzierteres Bild des Lan­des zu zeigen. Wenigstens in der Ankündigung des Films solle auf die problematische Situation in Burma hingewiesen werden.

Die Tourismuswirtschaft in Burma dagegen freut sich über die Publicity. So berichtete die burmesische Zeitschrift „Myanmar Times“ Anfang November über die Dreharbeiten des ZDF-Teams in Burma. Sie zitierte den Manager des Bagan Hotels in Old Bagan, Oliver E. Soe Thet, der sich sehr optimistisch über die Wirkungen der „Show“ äußerte: „Dies ist ein sehr effektiver Weg, das Land zu bewerben.“

Die neue ZDF-Reihe „Kreuzfahrt ins Glück“ wird wie das „Traumschiff“ von Wolfgang Rademann produziert. Im Mittelpunkt sollen Hochzeitsreise-Geschichten auf dem Kreuzfahrtschiff „MS-Deutschland“ stehen. Als exotische und beliebig austauschbar erscheinende Kulisse werden Tourismusziele farbenfroh ins Bild gesetzt.

Die „Frankfurter Neue Presse“ (Printausgabe vom 02.12.2006) hat mit der an den Dreharbeiten beteiligten Schauspielerin Renate Schroeter gesprochen, die von den Buddhas, Pagoden und Kokospalmen Burmas schwärmt, sich aber auch besorgt „über die Armut und die politischen Verhältnissen des Landes“ äußert. Ob die Fernseh­zuschauer auf der „Kreuzfahrt ins Glück“ am Neujahrsabend von dieser Realität und den Verletzungen der Menschenrechte in Burma auch etwas mitbekommen und mit dem Zweiten wirklich „besser sehen“, bleibt abzuwarten. Zweifel sind angebracht, denn auf kaum einer Reise sind Touristen wohl so sehr mit sich selbst beschäftigt, und so wenig mit dem Land, das sie besuchen, wie auf einer Hochzeitsreise.

Im Gespräch mit TourismWatch kündigte ZDF-Unterhaltungschef Dr. Claus Beling an, dass begleitend zur Sendung Informationen über die soziale und politische Situation in Burma unter www.zdf.de bereitgestellt werden.

Sendetermin der ersten „Kreuzfahrt ins Glück“: 01.01.2007, 21.45 Uhr, ZDF.

Der offene Brief der Burma-Initiative ist im Internet abrufbar: http://www.asienhaus.de/public/archiv/ZDF28.11.06.PDF

(2.537 Anschläge, 33 Zeilen, Dezember 2006)