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Initiativen gegen den Klimawandel

Ökotourismus - mit gutem Beispiel voran?


Fünf Jahre nach dem von den Vereinten Nationen ausgerufenen Jahr des Öko­tourismus 2002 fand vom 14. bis 16. Mai 2007 die erste globale Ökotourismus-Konferenz im norwegischen Oslo statt. Auch der Klimawandel stand auf der Tages­ordnung.

Alex E. Khajavi, Leiter von Nature Air, einer Airline aus Costa Rica, die für sich in Anspruch nimmt, als erste und einzige Fluggesellschaft CO2-neutral zu fliegen, präsentierte seine Strategie zur Kohlendioxid-Kompensation: Nature Air hat ein tropisches Regenwaldgebiet aufgekauft, welches von Abholzung bedroht wäre. Intrepid, ein australischer Reiseveranstalter, konnte erfolgreich seine Kunden und Mitarbeiter sensibilisieren, ihren CO2-Verbrauch zu verringern. Den Mitarbeitern wurden nicht nur Wege aufgezeigt, wie sie den Energieverbrauch im Büro verringern können, es wurden auch Energie-Audits bei den Mitarbeitern zu Hause finanziell unter­stützt. Fluggesellschaft wie Reiseveranstalter wollen Impulse für mehr Umweltbewusst­sein in der Reisebranche setzen.

Diese Initiativen sind sehr zu begrüßen, auch wenn Fliegen und Reisen mit ″Null Emissionen″ nicht möglich ist. Schadstoffe, die beim Flug emittiert werden, sind nicht zu kompensieren. Es geht nicht allein um Kohlendioxid, das beim Verbrennen von Kerosin entsteht. Hinzu kommen in großen Flughöhen auch Zirruswolken, Kondens­streifen, Stickoxide und noch weitere Schadstoffe. Allein die hohen Schleierwolken und Kondensstreifen können lokal stärker zur Erwärmung der Erde beitragen, als alle anderen von der Menschheit verursachten Treibhausgase. Solche lokalen Effekte lassen sich nicht ausgleichen, weil niemand die Wolken vom Himmel holen kann.

Dies gelingt auch nicht durch CO2-Kompensation, z.B. mit einem Atmosfair-Ticket. Flugpassagiere haben durch den Kauf des Tickets die Möglichkeit, die durch den Flug verursachte Menge an CO2 in Projekten in Entwicklungsländern zu kompensieren. Dabei hat Atmosfair die Meßlatte hoch gehängt. Die Projekte, mit denen Atmosfair arbeitet, sind nach dem von den Vereinten Nationen entwickelten Mechanismus für umweltverträgliche Entwicklung (″Clean Development Mechanism″ – CDM) zertifiziert. Zusätzlich entsprechen sie dem so genannten Gold-Standard, der über den CDM-Standard hinausgeht und den Schwerpunkt stärker auf die sozialen Gewinne für die Einheimischen legt.

 

Bäume pflanzen reicht nicht: Der Gold-Standard

Der Gold-Standard gilt als bislang strengstes und damit bestes Gütesiegel für Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern. Er wurde von internationalen Umweltorganisationen unter Führung des World Wide Fund For Nature (WWF) entwickelt. Nach dem Gold-Standard können nur nach­haltige erneuerbare Energie- und Energieeffizienzprojekte zertifiziert werden. Die Emissions­reduktionen müssen nachweisbar sein und die Projekte dürfen die lokale Umwelt, die biologische Vielfalt und den Boden nur geringfügig beeinträchtigen. In Bezug auf Arbeitsplätze, Gesundheit, Einkommen, Gleichstellung und technische Signalwirkung müssen die Projekte gut abschneiden. Um das zu garantieren, muss die Bevölkerung an der Projektplanung umfassend beteiligt sein.

Aufforstungsprojekte können nicht dem Gold-Standard entsprechen, denn mit aufgeforsteten Wäldern kann nicht garantiert werden, dass Klimagase dauerhaft reduziert werden. Denn wenn zum Beispiel ein Wald abbrennt, dann entweicht der in den Bäumen gespeicherte Kohlenstoff wieder als Kohlendioxid-Emission in die Luft.

 

Die Konferenz-Beiträge in Oslo waren ein Spiegel dessen, was in Wirtschaft und Politik zum Thema Klimawandel und Tourismus zurzeit debattiert wird. Man konzentriert sich einzig und allein auf die CO2-Kompensation. Die Reisebranche ist aber auch heraus­gefordert, sich ihrer Verantwortung gegenüber den bereisten Destinationen zu stellen. Das beinhaltet neben den Umweltwirkungen auch die negativen soziokulturellen Einflüsse des Klimawandels auf die Destinationen. Durch die Tsunami-Flutkatastrophe in Süd- und Südostasien ist deutlich geworden, wie wenig lokale Gemeinden in touristischen Regionen auf Katastrophen vorbereitet sind.

Dennoch hinterlässt die Konferenz in Oslo durch ihr abschließendes Statement einen Hoffnungsschimmer. Dort wird von der Tourismuswirtschaft immerhin gefordert, auch verbesserte und alternative Reisemöglichkeiten sowie CO2-Kompensation anzubieten. Diese große Herausforderung ist selbst bei den Ökotourismus-Anbietern noch nicht verankert. Obwohl die Konferenzveranstalter angeboten haben, dass die Teilnehmen­den während der Konferenz ihre Flugemissionen ausgleichen können, haben nur etwa zehn Prozent der Beteiligten ihren CO2-Kompensationsbeitrag tatsächlich gezahlt.

Weitere Informationen im Internet: www.ecotourismglobalconference.org

(4.695 Anschläge, 61 Zeilen, Juni 2007)