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Freiheit, Demokratie & (un)beschwerte Ferien

Wohin kann man eigentlich noch reisen?


Unsere österreichische Partnerorganisation "respect" aus Wien befasste sich kürzlich mit der renommierten amerikanischen Menschenrechtsorganisation "Freedom House". Die NGO erstellt seit 1972 jährliche Evaluierungen über politische Rechte, Demokratie und persönliche Freiheit in allen Staaten der Welt. Die "Country Reports" werden unter dem Titel "Freedom in the World" publiziert, s. www.freedomhouse.org. Karin Chladek, Wissenschaftsjournalistin und Redakteurin der respect-Zeitschrift "Integra" nahm sich die Kriterien von Freedom House vor, um damit die Lebensbedingungen in "Tourismus-Nationen" abzuklopfen. Für eine schnelle Übersicht erstellte Katharina Bogner die beiden sehr interessanten Tabellen.

Mangels Platz fassen wir an dieser Stelle die Kriterien nur kurz zusammen. Sie sind ausführlich beim Freedom House oder in "integra 3/04" nachzulesen. Diese sehr interessante Ausgabe behandelt schwerpunktmäßig das Thema "Reisen in undemokratische Länder". www.respect.de, Tel. 0043-1-8956245

Freedom House geht von der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte aus. "Persönliche Freiheit" wird definiert als "Möglichkeit, spontan in einer Vielfalt von Bereichen zu agieren, die außerhalb staatlicher bzw. anderer Kontrollen angesiedelt sind". Wichtige Bewertungskriterien für die Tabellen sind Meinung-, Presse- und Religionsfreiheit, Versammlungsfreiheit. Politische Parteien, NGOs, Gewerkschaften etc. Rechtsstaatlichkeit, Minderheitenschutz,  faire und freie Wahlen.

Die Skala 1-7 von Freedom House bedeutet: Je höher die Zahl desto schlechter die Freiheiten im Land.

In Tabelle 1 sind ausschließlich "unfreie" und "teilweise freie" Saaten aufgelistet, die für den internationalen Tourismus interessant sind.

Tabelle 1: Aufzählung der touristisch interessanten Länder nach politischer und persönlicher Freiheit (abfallend von "nicht freien" zu "teilweise freien" Staaten)

Land

Einschätzung  Freedom House 2003

politische Freiheit

persönliche Freiheit

Burma/ Myanmar

7,0 nicht frei

7

7

Kuba

7,0 nicht frei

7

7

Syrien

7,0 nicht frei

7

7

Saudi Arabien

7,0 nicht frei

7

7

Laos

6,5 nicht frei

7

6

Vietnam

6,5 nicht frei

7

7

China VR

6,5 nicht frei

7

6

Ägypten

6,0 nicht frei

6

6

Tunesien

5,5 nicht frei

6

5

Malediven

5,5 nicht frei

6

5

Kambodscha

5,5 nicht frei

6

5

Marokko

5,0 teilweise frei

5

5

Singapur

4,5 teilweise frei

5

4

Kenia

4,0 teilweise frei

4

4

Türkei

3,5 teilweise frei

3

4

Indonesien

3,5 teilweise frei

3

4

Quelle: www.freedomhouse.org

In Tabelle 2 sind "teilweise freie" und "unfreie" Staaten aufgelistet, deren touristische Attraktivität an Hand der Touristenankünfte, Einnahmen aus dem Tourismus, Anteile am Welttourismus bzw. am Anteil des Tourismus am BSP des jeweiligen Landes nennenswert ist.

Tabelle 2: Touristenankünfte in "nicht freien" und "teilweise freien" Staaten (abfallend nach Ankunftszahlen geordnet)

Land

Demokratie (2003)

Internationale Touristenankünfte und Einnahmen (2000)

Marktanteil der int. Ankünfte in % (2000)

Anteil des int. Touris-mus am nationalen GDP (2003)

China VR

(ohne Hongkong)

6,5 nicht frei

31 Mio. AG

16 Mrd. US$ EN

4,5 % (weltweit)

27,9 % (von Ostasien und Pazifik)

2,4 %

Türkei

3,5 teilweise frei

9 Mio. AG

7 Mrd. US$ EN

1,35 % (Weltmarkt)

2,4 % (von Europa)

4,2 %

Tunesien

5,5 nicht frei

5 Mio. AG

1,5 Mrd. US$ EN

0,7 % (Weltmarkt)

18,3 % (von Afrika)

7,7 %

Indonesien

3,5 teilweise frei

5 Mio. AG

5 Mrd. $ EN (1998)

0,7 % (Weltmarkt)

4,5 % (von Ostasien und Pazifik)

3,5 %

Ägypten

6,0 nicht frei

5 Mio. AG

4 Mrd. US$ EN

0,7 % (Weltmarkt)

24,9 % (Naher Osten)

6,2 %

Marokko

5,0 teilweise frei

4 Mio. AG 

2 Mrd. US$ EN

14,9 % (von Afrika)

6,6 %

Vietnam

6,5 nicht frei

2,3 Mio. AG (2001)

86 Mio. $ EN (1998)

o. A.

1,9 %

Kuba

7,0 nicht frei

2 Mio. AG 

1,7 Mrd US$ EN

1,3 % (von Amerika, Nord und Süd)

3,5 %

Simbabwe

6,0 nicht frei

2 Mio. AG

202 Mio. US$ (1999)

6,8 % (von Afrika)

2,2 %

Laos

6,5 nicht frei

614 300 AG (1999)

103 Mio. US$ EN

o. A.

3,5 %

Malediven

5,5 nicht frei

467 154 AG

344 Mio. US$ EN

7,3 % (von Südasien)

34,7 %

Kambodscha

5,5 nicht frei

466 000 AG (2000)

o. A.

4,3 %

Burma/ Myanmar

7,0 nicht frei

208 000 AG (2000)

17,5 Mrd. US $ (2003)

o. A.

1,4 %

AG = ausländische Gäste, EN = Einnahmen

1 = frei und 7 = nicht frei (genaue Erklärung siehe Seite 7)

GDP = Gross Domestic Product (BSP)

Quellen: Fischer Weltalmanach 2004, www.freedomhouse.org, WTO-Datenbank, World Travel & Tourism Council (WTTC)

Nach Meinung der Autorin geht aus den Tabellen nicht hervor, ob eine Reise nach Kuba oder Simbabwe "schlechter" ist als auf die Malediven. Sie lieferten aber eine seriöse und fundierte Diskussionsgrundlage. Weiterdenken sei ausdrücklich erwünscht.                                              

-tü-

 

(4.540 Anschläge, 225 Zeilen, Dezember 2004)