Blog

Es gibt noch viel zu tun!

Kommentar zur internationalen Ethik-Konferenz der Welttourismusorganisation


Zwölf Jahre ist es her, dass die Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) ihren "Globalen Ethikkodex für den Tourismus" verabschiedet hat. Bislang ist der Kodex weit davon entfernt, als Leitfaden für Tourismusentwicklung zu fungieren. Nun ist es der UNWTO gelungen, Mitte September 2011 in Madrid mit wichtigen staatlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren zu diskutieren, wie es um die Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit im Tourismus bestellt ist.

Es war höchste Zeit, einmal genauer hinzusehen. Das rasante Wachstum im Tourismus in den letzten Dekaden hat dazu geführt, dass die einzelnen Menschen aus dem Blick geraten sind und vor allem Gewinne und immer mehr Wachstum zum vorherrschenden Paradigma wurden. Joan Mesquida, Chef der spanischen Tourismusbehörde und Gastgeber der Konferenz, brachte es in seiner Eröffnungsrede auf den Punkt: "Das alleinige Streben nach immer mehr Gewinnen zu Lasten der Qualität tut auch der Tourismuswirtschaft nicht gut. Mehr Ethik bedeutet mehr Entwicklung." Taleb Rifai, Generalsekretär der UNWTO und zweiter Gastgeber der Konferenz, ergänzte: "Es geht hier immer um Menschen. Wenn wir das aus dem Blick verlieren, wird das Reisen zu einer sinnfreien menschlichen Aktivität."

Diese Erkenntnis spiegelte sich aber leider nicht hinreichend im Programm wieder und auch nicht darin, wer zu der Konferenz eingeladen wurde. Vertreter der Zivilgesellschaft waren deutlich unterrepräsentiert und auch in den Vorbereitungen der Konferenz nicht konsultiert worden. Menschen aus den Zielgebieten des globalen Tourismus, insbesondere die, die unter den Folgen eines nicht nachhaltigen Tourismus leiden, hatten keine Möglichkeit, an der Konferenz teilzunehmen. Und so blieb es im Wesentlichen bei den gleichen Antworten auf die allbekannten Fragen, die in Anbetracht der globalen Klima-, Wirtschafts- und Ernährungskrise aber immer dringlicher werden.

Es ist erfreulich, dass die Entscheidungsträger aus Politik und Wirtschaft laut über ihre ethische Verantwortung sprechen. Nun tun sie dies hoffentlich nicht erst in zehn Jahren wieder und das nächste Mal dann bitte unter Beteiligung derer, für die Ethik im Tourismus nicht nur ein Randthema ihres Wirtschaftens ist, sondern die Grundlage eines würdevollen Lebens.

Weitere Informationen: Ausführlicher Bericht (englisch) über die Ethikkonferenz von der Tourismusjournalistin Catherine Mack: www.travelmole.com/stories/1149446.php

(2.540 Anschläge, 35 Zeilen, Dezember 2011)