Der kleinbäuerliche Verein Caminos de Altamira aus La Consulta in der argentinischen Provinz Mendoza sowie die Alternative Tourism Group aus Beit Sahour, Palästina, sind die diesjährigen Gewinner des TO DO!-Preises für sozialverantwortlichen Tourismus.
Beide Projekte zeichnen sich unter anderem durch ihre Begegnungsprogramme aus. Sie zeigen, wie wichtig zwischenmenschliche Begegnungen als wirksames Instrument im Umgang mit wirtschaftlichen und politischen Krisen sind, betonte Haim Weiss, israelischer Universitätsdozent und Mitglied der israelisch-palästinensischen Ex-Soldatengruppe ″Combatants for Peace″, in seiner Laudatio auf der Internationalen Tourismusbörse (ITB) im März in Berlin.
...mit der Alternative Tourism Group in Palästina
Der Alternative Tourism Group (ATG) in Beit Sahour bei Bethlehem geht es trotz oder gerade wegen der angespannten politischen Situation im Nahen Osten um das Erleben palästinensischer Kultur, auch im Sinne einer neuen Image-Bildung über das Volk der Palästinenser. Durch Unterbringung von Gästen auf ″Bed & Breakfast″-Basis können knapp 100 Familien in Beit Sahour, Bethlehem und Beit Jala ein zusätzliches Einkommen erzielen. Rami Kassis war als Vertreter von ATG aus Palästina angereist. Mit kleinen Geschichten malte er ein Bild vom alltäglichen Leben der Menschen in den palästinensischen Gebieten, das sich unserer Vorstellung sonst weitgehend entzieht: Wege zu Familienfeiern, für die man früher in Palästina nur wenige Minuten brauchte, können heute zur Tagesreise werden, da sie aufgrund von Grenzzaun, Mauer oder Willkür beim Passieren von Checkpoints einem Hindernislauf gleichen. Die Reste der Berliner Mauer erschienen Kassis wenig bedrohlich im Vergleich zu der Mauer, die – ganze acht Meter hoch – an vielen Orten zwischen Israel und palästinensischen Gebieten entstanden ist. Eine Begegnung zwischen Rami Kassis und dem Laudator Haim Weiss, die in ihrer Heimat nur knapp zehn Minuten voneinander entfernt wohnen, ist im ″heiligen Land″ fast nicht möglich. So nutzten beide die Gelegenheit zum intensiven Gedankenaustausch am Abend der Preisverleihung – ganz so, wie es auch zwischen Reisenden und Palästinensern bei Begegnungsreisen mit ATG möglich ist.
...mit Caminos de Altamira in Argentinien
Caminos de Altamira wurde während der argentinischen Wirtschaftskrise 2000/2001 gegründet. Das Regionalentwicklungsprojekt verfolgt einen partizipativen, solidarischen Ansatz, der auf Einkommensdiversifizierung setzt. Durch Agrotourismus werden Einnahmen aus Übernachtung und Bewirtung von Gästen erwirtschaftet und durch die Direktvermarktung der Produkte lassen sich gute Preise für die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Region erzielen. Für Caminos de Altamira nahm Marcelo Reynoso zusammen mit Bernardo Palacios, Claudia Fragalá und Daniel Salvático die TO DO!-Trophäe in Empfang. Die temperamentvollen Argentinier feierten ausgelassen mit Musik und Herzlichkeit. Sie vermittelten eine Vorstellung davon, was die Touristen erleben können, die während einer Rundreise durch Südamerika meist nur einen Abstecher von ein bis zwei Tagen nach La Consulta machen. Erstmals wurden auf Bitte von Marcelo Reynoso auch ehemalige Gäste zur Preisverleihung eingeladen. Dreißig Personen aus allen Ecken Deutschlands und sogar der Schweiz waren angereist, um die argentinischen Preisträger zur ITB in Berlin noch einmal zu treffen – ein schöner Beweis dafür, welchen Eindruck Caminos de Altamira bei den Reisenden hinterlassen hat und dass, wie Bernado Palacios, Bauer aus La Consulta, es ausdrückte, Begegnung bedeuten kann, Freunde in der ganzen Welt zu ″pflanzen″.
Der TO DO! wird vom Studienkreis für Tourismus und Entwicklung jährlich auf der ITB verliehen. Im Zentrum der Wettbewerbskriterien stehen die Partizipation der ortsansässigen Bevölkerung und die Berücksichtigung unterschiedlicher Interessen bei der Planung und Durchführung von Tourismusprojekten. EED Tourism Watch fördert den Wettbewerb und wirkt in der Jury mit.
Der TO DO! 2007 wurde bereits ausgeschrieben. Bewerbungen können bis 31. August 2007 eingereicht werden.
Annette Koller ist seit Oktober 2006 TO DO!-Projektleiterin des Studienkreises für Tourismus und Entwicklung, Ammerland.
Für die Pressearbeit zum TO DO! ist weiterhin Klaus Betz zuständig.
Weitere Informationen im Internet: www.todo-contest.org
(4.328 Anschläge, 57 Zeilen, Juni 2007)