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Aktivitäten zum Schutz von Kindern vor sexueller Ausbeutung

Neue Bund-Länder-Arbeitsgruppe gegen sexuelle Gewalt


Um Kindesmissbrauch, Kinderpornographie und Kinderhandel wirksamer bekämpfen zu können, richtete die Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Renate Schmidt, am 3. September 2003 die Bund-Länder-Arbeitsgruppe (B-L-AG) "Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt" ein. Die B-L-AG ist Teil des Aktionsplans der Bundesregierung zum Schutz von Kindern und Jugendlichen vor sexueller Gewalt und Ausbeutung, den das Bundeskabinett am 29. Januar 2003 verabschiedet hat.

Der Arbeitsgruppe gehören rund 25 Vertreterinnen und Vertreter des Bundes, der Länder, der Kommunen sowie von NGOs an, darunter EED-TOURISM WATCH für die Arbeitsgemeinschaft ECPAT-Deutschland. Ziel ist es, den strafrechtlichen Schutz und den Opferschutz weiterzuentwickeln, präventive Maßnahmen zu verstärken sowie die internationale Strafverfolgung und Zusammenarbeit (vgl. TW 30, "Kein Kavaliersdelikt, sondern eine Straftat") zu verbessern.

Mit der Arbeitsgruppe wird erstmals ein Instrument zur Steuerung und Koordinierung des Aktionsplanes geschaffen. Geplant sind u.a. verstärkte Öffentlichkeitsarbeit, frühzeitige Täterprävention durch ein Modellprojekt, Ausbau der Fortbildung im Bereich Justiz und Polizei, erweiterte Beratungsangebote für Kinder und Jugendliche, intensivere Zusammenarbeit mit Internet-Providern, und die Tourismuswirtschaft stärker für die Problematik der sexuellen Ausbeutung von Kindern zu sensibilisieren.

"Verhaltenskodex zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung"

Im Januar 2001 vereinbarten ECPAT-Deutschland, die Arbeitsgemeinschaft zum Schutz der Kinder vor sexueller Ausbeutung, und der Deutsche Reisebüro und Reiseveranstalter Verband (DRV) einen Verhaltenskodex für die DRV-Mitglieder, vgl. Anhänge in TW 21 und 22. Derzeit wird beraten, den Kodex in die Ausbildung der Reiseverkehrskaufleute einzubringen.

Im thailändischen Pattaya, einem Zentrum des Sextourismus, findet am 15. Oktober ein internationaler Evaluierungs- und Strategie-Workshop statt. Dort sollen der Verhaltenskodex auf den Prüfstand gestellt und weitere Strategien zu seiner Umsetzung diskutiert werden. Mit Unterstützung der Europäischen Kommission, der Welttourismus-Organisation (WTO) und etlicher Landesregierungen konnte der Verhaltenskodex in ganz Europa, den USA, Kanada und Ländern wie Thailand, Indien, Gambia, Kenia, Costa Rica und der Dominikanischen Republik vorwärts gebracht werden. Zum Workshop laden die ECPAT-Ländergruppen von Deutschland, Großbritannien, Italien, den Niederlanden, Österreich und Schweden sowie das bei der WTO angesiedelte Internationale Sekretariat für den Verhaltenskodex ein. Als Redner wurden Vertreter der Tourismuswirtschaft, des thailändischen Tourismusministeriums sowie die Botschafter von Deutschland und Österreich eingeladen. Heinz Fuchs ist als Koordinator der ECPAT-Arbeitsgruppe Tourismus und als ECPAT-Vorstandsmitglied vertreten.

In Pattaya sollen lt. ARD-Korrespondent Robert Hetkämper die meisten der 100.000 Einwohner direkt oder indirekt vom Geschäft mit dem Sex leben. In seinem Film "Der sesshafte Sextourist" (2001) gab er außerdem an, dass rund 500 einschlägige Etablissements von Deutschen betrieben werden. Das sei die höchste Zahl unter den Ausländern. In Pattaya hätten rund 6000 Deutsche ihren festen Wohnsitz, die auch als Restaurantbesitzer unter den Nicht-Thais führend seien. Die meisten sprächen kaum Thai, blieben weitgehend unter sich und hätten trotz häufig einheimischer Ehefrauen nur wenig Kontakt zur thailändischen Kultur. Er erinnerte aber auch daran, was hier für gewöhnlich übersehen wird, dass landesweit die Prostitution unter Thais um ein vielfaches größer sei. Touristen würden von Ausländern nur leichter wahrgenommen. (Zum Vergleich: In Hamburg sollen 10.000 Menschen allein von der Reeperbahn leben. Süddeutsche TV, XXP, 1.1.2002) -tü-

Zum Weltkindertag am 20.9. forderten ECPAT und "Brot für die Welt" zusätzlich den Bundesrat auf, der vom Bundestag beschlossenen Verschärfung für Sexualverbrechen an Kindern und Jugendlichen im Ausland zuzustimmen. Er berät am 26. September darüber. Einige Landesregierungen haben bereits Widerstand angekündigt.