Nr. 111: Kleine Inselstaaten - Das Paradies der anderen (12/2022)

Im UN-Jargon heißen sie SIDS (Small Island Development States / Kleine Insel-Entwicklungsländer) - sie selbst bezeichnen sich lieber als „große Ozeanstaaten“. Für die Tourismuswirtschaft sind die meisten von Ihnen einfach nur Synonym für tropische Paradiese. 38 Staaten und 20 Territorien in der Karibik, im Pazifik und auf beiden Seiten des afrikanischen Kontinents fallen unter die Kategorie der SIDS. Ihnen gemeinsam ist, dass ihre geographische Abgelegenheit hohe Kosten bei der Beschaffung von Lebensmitteln und anderen Gütern verursacht und die wirtschaftliche Entwicklung hemmt. Die Abgelegenheit der Inseln hat aber auch gesellschaftliche Traditionen und natürliche Ressourcen erhalten - die Inseln gelten als spirituelle und ökologische Hotspots. Gleichzeitig trifft die Klimakrise die etwa 65 Millionen Menschen, die auf den SIDS leben in Form von Meeresspiegelanstieg und Wirbelstürmen am stärksten.
Auf den meisten SIDS ist der Tourismus das wichtigste wirtschaftliche Standbein und macht zum Teil 80 Prozent der Exportleistung und mehr als 20 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung aus. Die Corona-Pandemie hat besonders starke wirtschaftliche Effekte gehabt, weil das Ausbleiben der Reisenden kaum durch andere wirtschaftliche Aktivitäten ausgeglichen werden konnte. Wir schauen in dieser Ausgabe genauer hin, wie die Tourismuskonzepte der SIDS nach 3 Jahren Pandemie aussehen: Die Dominikanische Republik scheint vor allem weiter auf Massentourismus zu setzen, während das westafrikanische Kapverden diversifizieren will, aber nicht kann. Auf den Malediven führte der Tourismus zu hohen Einnahmen, sein Ausbleiben aber hat die Staatsverschuldung auf neue Rekorde geführt, die ein wirtschaftliches Umsteuern unmöglich zu machen scheint. Und während einige Pazifik-Staaten zwar in der Corona-Pandemie wirtschaftlich stark gelitten haben, konnten dort spirituelle, gesellschaftliche und ökologische Ressourcen das schlimmste verhindert. Diese Erfahrung gibt Vertrauen in die Krisenfestigkeit der Staaten und ihrer Menschen. Wie wichtig solche Ressourcen sind und welche unsichtbaren Kosten es verursacht, wenn sie durch den Tourismus in Mittleidenschaft gezogen werden, zeigt unser Interview mit Megan Epler Wood.
Dominikanische Republik: Auf dem Weg zu Resilienz?
Lokale Anbieter wollen den Tourismus auf der dominikanischen Halbinsel Samaná resilienter gestalten. Doch die Regierung setzt weiter auf Massentourismus.
Malediven: Inselstaat mit Schuldenberg
Der Tourismus hat die Malediven einst aus der Armut befreit. Doch die Schulden wachsen schneller, als die Wirtschaft und der Klimawandel bedroht die Existenz der Inseln.
Pazifik: „Glück im Unglück“
Die Gäste kehren auf die pazifischen Inseln zurück. Doch nicht alle Einheimischen sind vom Tourismus noch so begeistert wie vor der Pandemie.
Kapverden: Hindernisse zwischen den Inseln
Die Abhängigkeit vom Reisesektor wird Kapverden seit der Pandemie zum Verhängnis. Doch fehlender Binnenverkehr verhindert die wirtschaftliche Diversifizierung.
Die unsichtbaren Kosten des Tourismus
Viele Urlaubsregionen erfassen die echten Kosten des Tourismus nicht. Oft sind die Ausgaben sogar höher als die Einnahmen aus dem Tourismus.
Neues Sympathiemagazin „Kapverden verstehen“
Der Studienkreis für Tourismus und Entwicklung hat das SympathieMagazin »Kapverden verstehen« neu aufgelegt.
UNESCO Welterbestätten durch Tourismus in Gefahr
Der World Heritage Watch Report 2022 stellt 57 UNESCO Weltkultur- und Weltnaturerbestätten vor, die unter Druck stehen.
Finanztest vergleicht Anbieter von Klimakompensationen
Die Zeitschrift Finanztest hat Anbieter von CO2e-Kompensationen verglichen und die Ergebnisse nun veröffentlicht.
10 Jahre Roundtable Human Rights in Tourism
Der Roundtable Human Rights in Tourism feiert 10-jähriges Bestehen und begrüßt drei neue Mitglieder.
Arbeit im Tourismus als Notfallpatient – Neues Infomail
Das neue Infomail Wissenschaft beleuchtet Gründe für den touristischen Fachkräftemangel.
Ergebnisse der COP27 in Sharm El Sheikh
Sabine Minninger, Referentin für Klima bei Brot für die Welt, bewertet die Ergebnisse der COP27 in Sharm El Sheikh.
25.1.23: Koloniale Kontinuitäten im Tourismus
Anhand von Länderbeispielen beleuchtet das Online-Seminar die Auswirkungen der Kolonialzeit und ihr Erbe auf den heutigen Tourismus.