Nr. 103 Inlandstourismus (11/2020)

Ausgabennummer
103
Strand_Radfahrer_Fischerboote_Inlandstourismus_Gemeindebasierter Tourismus
© Karlie Cummins

Auch wenn es im November 2020 nicht so scheint: Der Inlandstourismus ist generell resistenter gegenüber Schocks und Krisen und erholt sich schneller von ihnen als der internationale Tourismus.

Kein Wunder, dass immer mehr Länder – auch im globalen Süden – aktuell verstärkt Werbekampagnen und Rabattangebote für die eigene Bevölkerung auflegen oder durch das Zusammenlegen von Feiertagen mehr Optionen für verlängerte Wochenenden schaffen. Am einfachsten gelingt dies Ländern, die vor der Krise bereits international reisende Oberschichten hatten. Welche Potentiale, aber auch welche Limitationen es dennoch gibt, zeigen unsere Artikel aus Thailand und Indonesien.

In einer Welt zunehmender Krisen, sei es die Klimakrise, politische Spannungen oder häufigere Pandemien, sollte die Besinnung auf den Inlandstourismus keine kurzfristige Notlösung bleiben, sondern fester Bestandteil der Tourismusstrategien werden. Denn dessen Nachhaltigkeitsbilanz ist meist deutlich besser als bei internationalen Reisen: Urlauber aus dem eigenen Land verzehren mehr lokale Produkte, haben kürzere Anreisewege und sind deshalb ressourcenschonender unterwegs. Gerade im globalen Süden geben sie zwar meist weniger Geld aus als internationale Gäste, aber entfalten damit breitere wirtschaftliche Wirkungen. Die Ausgaben bleiben nicht nur im Hotel, sondern auch kleine Händler und Restaurants profitieren. Unser Artikel aus Uganda beleuchtet diese positiven Potentiale mit Blick auf die Stärkung von Frauen. Wie unser Artikel aus Brasilien zeigt, birgt der Inlandstourismus aber auch Risiken für lokale Gemeinschaften -  Ausbeutung und Over-Tourism können auch beim nationalen Tourismus auftreten.

2020 war und ist für alle Menschen, die vom Tourismus leben - Unternehmer*innen, Angestellte, aber auch ungezählte Personen im informellen Sektor - das schwierigste Jahr seit langem. Ob es für den Tourismus selbst ein verlorenes Jahr ist, wird sich erst noch zeigen. Wir teilen mit unseren Autorinnen die Hoffnung, aber auch die Erwartung, dass der Tourismus nach Corona ein nachhaltigerer, gesünderer und krisenfesterer sein wird.

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen eine besinnliche Adventszeit – nutzen Sie doch unsere Anregungen zu digitalen Reisen aus dem Frühsommer auch an dunklen Dezembertagen als Hoffnungsschimmer für ein besseres Jahr 2021.

Inlandstourismus
Artikel

Uganda: Ein Hoffnungsträger für Frauen

Woman looking through Telescope_Uganda
© Slim Emcee_Unsplash

Der Inlandstourismus rückt wegen COVID-19 in vielen Ländern immer stärker in den Fokus – auch in Uganda. Das stärkt heimische Tourist*innen und Frauen aus der Branche.

Brasilien: Noch keine Option

Community Based Tourism_CBT_Brasilien_Gemeindebasierter Tourismus
© Araribà Turismo e Cultura

Lärm, Müll, Desinteresse und nun Corona – in Brasilien erscheinen die Risiken des Inlandstourismus für traditionelle Gemeinschaften momentan größer als die Chancen.

Kurzinformationen, Literatur und Materialien
Veranstaltungen

Digitaler GATE - Themenabend

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Der Verein GATE lädt am 24. November 2020 zum digitalen Themenabend ein. Diesmal zum Thema: Die Auswirkungen von Online-Buchungsplattformen und Bewertungsportalen auf touristische Kleinunternehmen im Globalen Süden.

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