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Weisheit und Demokratie in den Bergen


Zu einer der größten Tourismusattraktionen auf den Philippinen gehören die berühmten Terrassenfelder, auf denen Bergbauern in den Cordilleras nachhaltig Reis anpflanzen. Bereits vor etwa 2000 Jahren kunstvoll angelegt, sehen städtische Filipinos dennoch herablassend auf die Igorot, die "Menschen der Berge", nieder. Anderseits spricht der Volksmund auch stolz vom "Achten Weltwunder". Die UNESCO hat die Reisterrassen zum Weltkulturerbe erklärt. Über die Weisheit der Bergbauern berichtet der Autor des Marco-Polo-Reiseführers "Philippinen", Jürgen Dauth, in folgender Anekdote:

Ito, ein Häuptling der Ifugoo, soll für seinen Clan Steuern zahlen. Dafür werde der Staat Brücken bauen, Schulen und Krankenhäuser. Wer der Staat sei, will Ito wissen. Das seien die Leute aus der Stadt, die Itos Clan wählen dürfe, wenn er Steuern zahle, so die Antwort. "Wir leben in den Bergen", hält Ito dem Mann aus der Stadt, der gewählt werden will, entgegen, "warum sollen wir unsere Ältesten in der Stadt wählen?". "Damit diese auf Eure Steuern aufpassen", sagt der Mann aus der Stadt geduldig. "Warum", fragt Ito, "sind unsere Steuern in der Stadt nicht sicher?". "Doch, sagt der Mann aus der Stadt, "die Leute, die ihr wählt, werden dafür bezahlt, dass sie auf eure Steuern aufpassen". Wovon sie bezahlt würden, will Ito wissen. "Von den Steuern, die ihr in die Stadt zahlt", erklärt der Mann. Ito denkt lange nach. Dann zeigt er auf die Quelle am Berg und sagt: "Siehst du, diese Quelle habe ich selbst gebaut. Sie bewässert unsere Reisterrassen. Hätte ich sie erst um den Berg herumgeführt, wäre viel Wasser verloren gegangen."