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Tödliche Temperaturen


Im vergangenen Dezember und Januar waren hunderte von Toten in Osteuropa und fast 2000 in Südasien zu beklagen. Während die Quecksilbersäulen in Moskau auf minus 30 Grad, in Murmansk am Polarmeer auf minus 50 und im sibirischen Jakutsk auf minus 60 Grad fielen, erfroren Inder, Bangladeshis und Nepalis bereits bei Temperaturen zwischen plus vier und zehn Grad. In Moskau und in Südasien starben  überwiegend Arme und Obdachlose. In Südasien betraf es ausschließlich Bewohner des Tieflandes, die im Umgang mit einer Kältewelle kaum Erfahrung haben.

Menschen in Bergregionen wie auch in Sibirien wissen dagegen, wie sie sich vor tiefen Temperaturen schützen können. Slumbewohner der Ebene aber, die in offenen Hütten ohne angemessene Kleidung, warmes Wasser und häufig ohne Strom überleben müssen, sind den Unbillen der Natur hilflos ausgeliefert. (Übrigens auch bei Hitzewellen im Sommer, wenn das Thermometer regelmäßig fast 50 Grad erreicht.) Der indische Oberste Gerichtshof ermittelt derzeit im IT-Wunderland gegen 13 Bundesstaaten und verlangt Auskünfte, warum die einzelnen Regierungen sich nicht um ihre frierende Bevölkerung kümmerten.

Wir hingegen sitzen in geheizten Wohnungen, befinden uns in einem tiefen Jammertal und vergessen, wie privilegiert wir - zum Teil auf Kosten des Südens - leben dürfen. Selbst als Touristen sind wir kleidungsmäßig gut versorgt. Ein bißchen mehr globales Denken und Zufriedenheit täte uns gut. 

(1.527 Anschläge, 18 Zeilen, März 2003)