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Revolutionstourismus - "Nur Brennholz und Tortillas"


Eine junge Deutsche lebte eine Weile in einem Solidaritätscamp in Chiapas, Mexiko. Auf die Frage, wer das Camp der Zapatistas versorgt habe, antwortete sie: "Niemand, wir haben alles selbst mitgebracht. Aus dem Dorf bekamen wir nur Brennholz und Tortillas". "Nur? Die Ökonomie der indianischen Bauern in Chiapas besteht fast aus nichts anderem", so die "blätter des iz3w" vom Juni 1996.

"Wieso war die junge Frau nicht in der Lage, zu erkennen, was sie sah? Wieso gelang es ihr nicht, die Mühe zu ermessen, die diese Aufwendungen für das sie beherbergende Dorf bedeutete? Weil Tortillas und Brennholz für sie selbst kaum etwas wert sind. Das ist der Graben, der uns trennt, und den werden wir durch noch so viel reisen nicht überwinden können, wenn wir weiterhin durch die kolonialistische Blindheit der Besserverdienenden, der Besserwissenden und der Besserlebenden geprägt bleiben".

(Aus "Voneinander Lernen - Eine Handreichung zur GestaltungÖkumenischer Lernreisen", EED, Bonn 2004)

(988 Anschläge, 12 Zeilen, Oktober 2004)