Blog

KOTO – "Know One, Teach One" in Vietnam

Gastronomisches Ausbildungszentrum für Jugendliche in schwierigen Lebenssituationen


"Gelerntes sollte weitergegeben, Wissen geteilt werden" – das war die Idee des KOTO-Gründers Jimmy Viet Tuan Pham, als er 1999 die Stiftung zur Unterstützung von Kindern ins Leben rief, die ohne Chance auf eine Ausbildung auf der Straße leben. Der Vietnamese, der in Australien aufwuchs, eröffnete mit vier Straßenjugendlichen einen Essenstand, mit dem die Jugendlichen erstmals Geld verdienten. Kurze Zeit später gründete er in Hanoi sein erstes Schulungszentrum KOTO ("Know one, teach one"), Hier erhalten benachteiligte Jugendliche und Straßenkinder die Chance, etwas für ihr Leben zu lernen, wie Jimmy Pham immer wieder betont. Er selbst hat in Sydney und Lausanne Tourismus und Management studiert.

Das gemeinnützige Unternehmen KOTO hat in seinen beiden Trainingszentren in Hanoi und Saigon (Ho-Chi-Minh-Stadt) bisher über 400 Jungen und Mädchen ausgebildet, weitere 200 sind derzeit in der Ausbildung. Zu KOTO gehört zum einen die Stiftung, die durch gemeinnützige Aktivitäten Geld sammelt, um die Finanzierung der Ausbildung zu sichern. Zum anderen gehören dazu die Gastronomie- und Cateringbetriebe, in denen die Ausbildungen stattfinden. Um die für die Schülerinnen und Schüler kostenlosen Programme zu finanzieren, hat KOTO Spender aus der Wirtschaft gewinnen können. Inzwischen ist die Ausbildung vom Box Hill Institute in Australien zertifiziert und KOTO hat bereits mehrere Ausbildungspreise gewonnen.

Derzeit unterhält KOTO zwei Ausbildungsrestaurants in Hanoi und Ho-Chi-Minh-Stadt, eine Bäckerei, bei der über das Internet Brot bestellt werden kann, und einen Catering-Service, in dem viele der KOTO-Absolventen nach ihrer Ausbildung Arbeit gefunden haben. Die Ausbildung bei KOTO habe inzwischen einen sehr guten Ruf, so dass die Absolventen immer öfter bei anerkannten Unternehmen angestellt werden, berichtet die Personaldirektorin von KOTO beim Rundgang durch das fünfstöckige Trainingszentrum.

Qualifiziert und selbstbewusst

KOTOs Mission besteht darin, benachteiligte, missbrauchte und obdachlose Jugendliche zwischen 15 und 22 Jahren von der Straße zu holen und ihnen eine intensive 24-monatige Ausbildung zu bieten. Neben der Gastronomie können sie hier außerdem Englisch lernen und vor allem ihr Selbstbewusstsein aufbauen. Dabei wird besonders viel Wert auf die richtige Kombination von persönlicher und fachlicher Entwicklung gelegt. Das Unterrichtskonzept setzt auf Beteiligung und interaktives Lernen.

Die Jugendlichen leben während ihrer Ausbildung zusammen in Gastfamilien. In den letzten sechs Monaten sind sie in betreuten Wohngruppen untergebracht, um langsam auf ein selbständiges Leben ohne Betreuer vorbereitet zu werden. Das Konzept von KOTO setzt auf intensive Betreuung und hohe Qualität. Daher kann immer nur eine begrenzte Anzahl von Kindern und Jugendlichen in den Genuss dieser Ausbildung kommen. Die immer größere Bekanntheit in Vietnam, der gute Ruf und die internationale Anerkennung der Ausbildung führen dazu, dass es immer mehr Bewerberinnen und Bewerber gibt und Jugendliche sich auch selber anmelden. Um sicherzustellen, dass die wirklich bedürftigen Mädchen und Jungen einen Ausbildungsplatz und ein Stipendium erhalten, arbeitet KOTO sehr eng mit Kinderhilfsprojekten und Schutzhäusern zusammen, die Straßenkinder, gehandelte oder missbrauchte Kinder betreuen und unterstützen.

Begeistert erzählten beim Rundgang durch das Trainingscenter Mädchen und Jungen aus der ersten Klasse flüssig und gekonnt in Englisch den Besuchern, dass sie am liebsten Thi, einer der besten Absolventinnen von KOTO, nacheifern würden. Thi war mit 13 Jahren als Haushaltsmädchen nach Hanoi gekommen und lebte, nachdem sie von ihrer Hausherrin entlassen worden war, auf der Straße. Über andere Straßenkinder hörte sie von KOTO und bewarb sich erfolgreich um eine Ausbildung, die sie dann als eine der besten abschloss. Mit einem Stipendium ging sie nach Australien und hat dort in diesem Jahr nach dem Abschluss ihres Diploms zwei Preise gewonnen. Der Sozialarbeiter, der sich in allen nicht-schulischen Fragen um die Mädchen und Jungen kümmert, bestätigt, dass sie eine hohe Motivation mitbrächten und ihre Ausbildung sehr ernsthaft angingen. Das Restaurant von KOTO, gleich neben dem Tempel der Literatur in Hanoi, ist meist voll mit Touristen und erhält im Internet gute Bewertungen für Essen und Service. Auch hier ist die Begeisterung der Jugendlichen für ihre Ausbildung deutlich zu spüren.

Mechtild Maurer ist Geschäftsführerin, Julia Selzer Praktikantinder Kinderschutzorganisation ECPAT Deutschland e.V.

Weitere Informationen: www.koto.com.au/about-koto/koto-enterprise/koto-hanoi-restaurant

(4.423 Zeichen, Dezember 2013)