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Kirche setzt auf Kompensation

"Klima-Kollekte" unterstützt Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern


Mit Klimasünden, die sich "nicht vermeiden lassen", muss man nicht länger leben, man kann sie "kompensieren", und das jetzt auch bei der Kirche. Diese durchaus umstrittene moderne Form des Ablasshandels bezieht sich auf die Emissionen von Treibhausgasen, die im Alltag oder auf Reisen entstehen. Idealerweise sind es nur noch die Emissionen, die nach Umsetzung von Energiesparmaßnahmen und dem Umstieg auf klimafreundliche Haushaltsgeräte und Transportmittel übrig bleiben – und die dann immer noch zu viel sind.

Diechristlichen Kirchen in Deutschland haben gemeinsam eine "Klima-Kollekte" eingerichtet. Dabei handelt es sich um einen Kompensationsfonds, mit dem Klimaschutzprojekte in Entwicklungsländern und demnächst auch in Osteuropa finanziert werden. Dort sollen Emissionen "eingespart" werden, die hier verursacht werden. Für das globale Klima spiele es keine Rolle, wo die Treibhausgase eingespart würden, so die Argumentation.

Die Kirche beteiligt sich mit der Klima-Kollekte am globalen Geschäft mit den Emissionen. Es ist ein umkämpfter Markt, auf dem sich immer mehr Anbieter tummeln, die nach höchst unterschiedlichen Standards arbeiten. Zudem ist es ein höchst umstrittener Ansatz, Emissionen überhaupt einfach "kompensieren" zu können, denn die Verpflichtung zur Reduktion klimaschädlicher Emissionen besteht ganz klar und in erster Linie in den Industrieländern, die alles dafür tun müssen, auf eine klimagerechte Wirtschafts- und Lebensweise umzustellen. Bis 2050 müssen die jährlichen Emissionen weltweit um mindestens 50 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 reduziert werden. Gerade in hoch industrialisierten Ländern wie Deutschland müssen massiv Treibhausgase eingespart werden und es muss schnell gehen.

Das macht den Kompensationsansatz so attraktiv, denn in Indien oder Südafrika lassen sich Treibhausgase zu deutlich geringeren Kosten rasch und einfach einsparen. Zum Beispiel durch Umstieg von Kerosin- auf Solarlampen im ländlichen Indien oder durch umweltfreundlichere Kochmöglichkeiten in südafrikanischen Townships. Dort werden umwelt- und gesundheitsschädliche Öfen durch neue und effizientere ersetzt. Mit solchen Projekten, die die Klima-Kollekte unterstützt, sollen nicht nur Emissionen verringert, sondern auch eine nachhaltige Entwicklung vor Ort vorangebracht werden. Die Projekte sollen insbesondere den Armen und benachteiligten Bevölkerungsgruppen zugute kommen und ihre Lebenssituation verbessern.

Kriterien für Kompensationsprojekte

Die Kirchen setzen auf ihre Partner, um die Klimaschutzprojekte umzusetzen. Investiert wird in Projekte, die die Energieeffizienz verbessern oder erneuerbare Energien fördern. Das können zum Beispiel Solar- oder Biogasanlagen sein. Damit soll sichergestellt werden, dass tatsächlich ein Ausgleich der entstandenen Emissionen in vollem Umfang stattfindet und dass die Kompensationsprojekte zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen. Ein weiteres wichtiges Kriterium ist die "Zusätzlichkeit". Es müssen Projekte sein, die sich nur mit dieser Finanzierung durch den Kompensations-mechanismus überhaupt umsetzen lassen. Dabei ist es nicht leicht zu bestimmen, ob ein Projekt nicht auch anderweitig realisierbar gewesen wäre.

Zudem ist es schwierig, die zu kompensierenden und die eingesparten Emissionen so exakt wie möglich zu berechnen. Die Klima-Kollekte versucht es. So wird bei Flugemissionen zum Beispiel die stärkere Klimawirksamkeit von Emissionen in großen Höhen berücksichtigt. Es werden nicht nur CO2-Emissionen, sondern auch weitere wichtige Treibhausgase wie Methan und Lachgas einbezogen. Schließlich müssen die Emissionen, die in Indien oder Südafrika ohne die jeweiligen Projekte entstanden wären, möglichst exakt und eher konservativ berechnet werden – ebenso wie die Ein-sparpotenziale durch die unterstützten Projekte. Nicht zuletzt muss verhindert werden, dass diese Projekte an anderer Stelle womöglich mehr Emissionen verursachen.

Die Klima-Kollekte muss Emissionseinsparungen garantieren, d.h. sie müssen von einzelnen konkreten Projekten unabhängig sein, die möglicherweise nicht oder nicht im geplanten Umfang realisiert werden können. Die Emissionsminderungen dürfen nicht auf die Reduktionsverpflichtung des Landes im Rahmen der internationalen Klimapolitik angerechnet und damit doppelt gezählt werden.

Emissionen berechnen und kompensieren

Auf der Internetseite der Klima-Kollekte steht ein CO2-Rechner zur Verfügung. Hier kann man die Menge klimawirksamer Emissionen berechnen, die zum Beispiel bei Autofahrten, Bahn- oder Flugreisen, beim Heizen oder durch den Stromverbrauch entstehen. Der Rechner liefert als Ergebnis den CO2-Ausstoß in Tonnen und den entsprechenden Kompensationsbetrag. Dabei wird, wie bei anderen Anbietern auch, von einem Durchschnittspreis von 23 Euro pro Tonne CO2 ausgegangen, einschließlich der Verwaltungskosten. Die Geschäftsstelle der Klima-Kollekte behält 2,50 Euro für ihre administrativen Tätigkeiten sowie für den Unterhalt und die regelmäßige Aktualisierung der Internetseite und des CO2-Rechners.

Andere Kompensationsanbieter, wie zum Beispiel "Atmosfair", die mit Flugreisen begonnen haben, bieten mittlerweile ebenfalls Möglichkeiten zur Kompensation verschiedener Emissionen an. Dazu gehören bei "Atmosfair" insbesondere Kreuzfahrten, die ähnlich klimaschädlich sein können wie Flugreisen. Sowohl über "Atmosfair" als auch über die Klima-Kollekte können Organisatoren von Veranstaltungen die Emissionen ihrer geplanten Veranstaltungen berechnen und kompensieren. Getragen wird die Klima-Kollekte von den Gesellschaftern "Brot für die Welt", dem Evangelischen Entwicklungsdienst, der Evangelischen Kirche in Deutschland, der Forschungsstätte der evangelischen Studiengemeinschaft, dem Nordelbischen Missionszentrum und dem bischöflichen Hilfswerk Misereor.

Weitere Informationen: Olivia Bee, Klima-Kollekte – Kirchlicher Kompensationsfonds gGmbH, Ulrich-von-Hassell-Str. 76, 53123 Bonn, Tel. 0228/8101-2331, info@klima-kollekte.de, https://klima-kollekte.de/

(5.912 Anschläge, 79 Zeilen, Dezember 2011)